42: Die Zeit, die Zellen brauchen, sich an fehlende Schwerkraft anzupassen

42 Sekunden – so lange brauchen Säugetier-Zellen, um sich an Mikrogravitation zu gewöhnen. Das haben deutsche Forscher mit Hilfe eines Experiments herausgefunden, das ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti an Bord der ISS durchgeführt hat. Dabei setzten die Forscher lebende Rattenzellen oxidativem Stress aus und maßen, ob und wie das Immunsystem der Zelle reagiert. Es zeigte sich, dass die Immunantwort kurz nach Einsetzen der Schwerelosigkeit abbricht. Doch nur 42 Sekunden später haben sich die Zellen offenbar neu orientiert und funktionieren wieder wie gewohnt.

Die schnelle Umstellung hat die Forscher aus zwei Gründen überrascht. Zum einen, weil die Zellen im Laufe der Evolution ausgerechnet mit Schwerelosigkeit noch nicht in Berührung gekommen sind. Sie konnten die Anpassung also nicht trainieren. Zum anderen hatten frühere, erst auf der Erde ausgewertete Experimente ergeben, dass nach längerer Zeit unter Mikrogravitation durchaus Zell-Veränderungen auftreten können, deren Ursachen die Forscher nun suchen wollen. Insgesamt sehen sie die erstaunliche Anpassungsfähigkeit der Zellen jedoch als gute Nachricht für die Raumfahrt.

Das Experiment, wie es an Bord der ISS gebracht wurde (Bild: C. Thiel und Airbus DS)
ESA-Astronautin Samantha Christoforetti (Bild: NASA)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.