Das kälteste Objekt im Universum ist ein…

Wie kalt ist es im Weltall? Wer jetzt “0 Grad” sagt, hat eines nicht bedacht: Beim absoluten Nullpunkt hört jede Bewegung auf, weil die Bewegungsenergie Null wird. Die – wenn auch wenigen – Teilchen, die sich im “Vakuum” des Alls finden, bewegen sich aber noch. Und dann ist da ja noch die kosmische Hintergrundstrahlung, die den kompletten Kosmos auf 2,725 Grad über dem Nullpunkt erwärmt.

Man sollte deshalb annehmen, dass es kein kälteres Objekt gibt. Umso überraschter waren die Forscher, als sie sahen, dass der Bumerangnebel im Sternbild Zentaur, 5000 Lichtjahre von der Erde entfernt, sogar die kosmische Hintergrundstrahlung noch aufsaugt – er muss also kälter als diese sein. Des Rätsels Lösung besteht aus zwei Teilen: Zunächst ist da ein alter Roter Riese, der im Todeskampf seine äußere Hülle abgestoßen hat. Diese bewegt sich nun mit hoher Geschwindigkeit von ihm fort.

Wie neue Daten des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) zeigen, liegt diese Geschwindigkeit zehnmal höher als von dem sterbenden Stern selbst zu erwarten. Die zusätzliche Beschleunigung liefert offenbar ein kleinerer Begleiter des Sterns, vielleicht ein Weißer Zwerg. Sie ist auch schuld daran, dass es dort so kalt geworden ist: das Gas des ehemaligen Sterns verdünnt sich sehr schnell, die vorhandene Energie verteilt sich auf einen größeren Raum – und das Gas kühlt ab. Das Ergebnis ist der mit heute etwa einem halben Kelvin kälteste Ort des Universums – außerhalb irdischer Labors und des Herzen von Theresa May, natürlich.

Komposit-Bild des Bumerang-Nebels in mehreren Wellenlängen. Der Sanduhr-förmige Ausfluss misst etwa 3 Billionen Kilometer, sein ultrakalter Begleiter ist noch zehn Mal größer. (Bild: Credit: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO); NASA/ESA Hubble; NRAO/AUI/NSF)

One Comment

  • “…und des Herzen von Theresa May, natürlich.”

    Klasse 😉

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.