Die Milchstraße und unser örtlicher Superhaufen – wohin des Weges?

Wohin geht die Reise? Das hat ein internationales Astronomenteam jetzt erstmals für unsere lokale “Hood” herausgefunden – nämlich für die 1400 Galaxien, die sich in 100 Millionen Lichtjahren Umkreis um die Milchstraße befinden. Die Firscher haben die Bewegungen dieser Galaxien für die vergangenen 13 Milliarden Jahre analysiert und verglichen. Dabei ergab sich zwar nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten, aber doch ein paar interessante Trends.

Der gravitative Schwerpunkt in dem Gebiet ist eindeutig der Virgohaufen, 50 Millionen Lichtjahre von uns entfernt, der mit der Masse seiner 600 Billionen Sonnen alle Materie in seinem näheren Umkreis an sich reißt. Über tausend Galaxien sind bereits in diese Falle geraten, und alle anderen bis in 40 Millionen Lichtjahren Entfernung wird dieses Schicksal teilen.

Milchstraße und Andromeda-Galaxie liegen außerhalb dieser Zone. Glück gehabt, aber nur halb, denn die beiden je 2 Billionen Sonnen zählenden Spiral-Galaxien werden in etwa fünf Milliarden Jahren miteinander kollidieren und irgendwann eine elliptische Galaxie bilden.

Die Forscher fanden auch zwei übergreifende Muster. Zum einen bewegen sich alle Galaxien in der einen Hälfte des erfassten Gebiets (inklusive unserer Milchstraße) auf dieselbe flache Ebene zu. Zum anderen “fließt” der komplette Rauminhalt, also alle 1400 Galaxien, wie Blätter im Wind auf einen fernab gelegenen, viel größeren gravitativen Anziehungspunkt zu.

Im Video unten können Sie die Bewegungen verfolgen. Die Forscher haben dabei den Einfluss der Expansion des Universums aus den Daten herausgerechnet. Im Bild sind die Milchstraße (gelb, klein), Andromeda (grün, klein) und der Virgo-Superhaufen (lila) speziell gekennzeichnet.

 

Milchstraße und Andromeda (kleine Punkte in gelb und grün) liegen nah beieinander und kollidieren irgendwann (Bild: Daniel Pomarède)

 

6 Comments

  • Ich mag mich täuschen, aber “neu” sind diese Erkenntnisse eigentlich nicht. Das Thema wurde bereits vor zwanzig/dreißig Jahren in der 19-bändigen Timelife Buchreihe “Reise durch das Universum”, die ich u.a. als mein Eigen betrachten darf, sowie in älteren Wissenschaftsmagazinen behandelt. Damals rätselte man bereits über den “Great Attractor”, der die Galaxien des Virgo-Haufens anzieht.

    Und dass unsere Galaxie in ferner Zukunft mit ihrer größeren Schwestergalaxie Andromeda zusammen stößt und sich nach vielen Millionen Jahren zu einer großen elliptischen Galaxie vereint, ist ein noch älterer Hut… (nicht böse gemeint) 😉

    • Die Quantifizierung ist tatsächlich neu – vorher war es eher ein Bauchgefühl der Forscher 😉 Zwischendurch kamen auch mal eben die Dunkle Energie und die beschleunigte Expansion, die alles wieder zunichte machen könnte (aber wohl nicht wird). Also man ist quasi _wieder_ auf dem Stand von vor 30 Jahren, nur unter neuen Bedingungen und mit besseren Zahlen. Zu Milchstraße vs. Andromeda gibt es auch Forscher, die die Meinung vertreten, der Zusammenstoß sei bereits im Gange.

  • Ist doch ein Scherz, oder?

    Bei einer Entfernung von ca. 2,5 Millionen Lichtjahren bereits jetzt von einem “Zusammenstoß” zu sprechen, obwohl man Andromeda mit bloßem Auge und viel Glück gerade mal als verwaschenen Klecks wahrnehmen kann?

    Das wäre ja, als ob man sagt, zwei Züge (einer startet in Paris, der andere in Wladiwostok) die gerade auf einer eingleisigen Strecke beginnen auf einander zuzufahren, beginnen gerade zusammen zu stoßen… 😉

    Also manche übertreiben es aber wirklich 😉

    • Die Idee ist, dass der Zusammenstoß schon vor ein paar Milliarden Jahren stattfand. Er führte noch nicht zu einer Verschmelzung; die beiden Teile flogen wieder auseinander und kommen nun erneut zusammen.

      • Wären beide Galaxien (gut, von unserer wissen wir es nicht genau) dann nicht (immer noch) deutlich verformter?

        • Es gibt eine Menge Zwerggalaxien in unserer Umgebung, die dabei entstanden sein könnten, mehr, als es eigentlich geben sollte, das ist das Haupt-Indiz. Die Verformung muss wohl nicht so groß sein, das kommt dann beim nächsten Mal.

Schreibe einen Kommentar zu Brandon Q. Morris Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.