Lava-Wellen auf dem Jupitermond Io

Auf dem vulkanisch sehr aktiven Jupitermond Io konnten Forscher erstmals Wellen heißer Lava direkt beobachten – und zwar dank des Eismondes Europa, der aus Sicht der Erde vor Io vorübergezogen ist. Das nur zehn Sekunden dauernde Ereignis fand bereits am 8. März 2015 vor den Augen des Large Binocular Telescope Observatory im südöstlichen Arizona statt, doch die Auswertung erschien erst vergangene Woche im Magazin Nature. Der von Eis bedeckte Mond Europa reflektiert sehr wenig Licht im Infrarot-Bereich (Wärme); sein Vorüberziehen eignet sich deshalb besonders gut dazu, thermische Verteilungen zu ermitteln – im GIF unten ist das schön zu sehen:

Europa zieht vor Io vorbei (Bild: Large Binocular Telescope Observatory)

Die Forscher haben sich hierbei besonders für die helle Fläche interessiert, die fast zentral im Bild zu sehen ist. Es handelt sich um Loki Patera, einen Schwefel-Vulkan mit über 200 Kilometern Durchmesser und mit über 21500 Quadratkilometern größer als der Ontariosee. Dass er regelmäßig seine Temperatur ändert, war den Astronomen schon früher aufgefallen – und sich verändernde Temperaturen bedeuten in der Regel Bewegung. Diese konnten die Wissenschaftler nun durch eine genaue Analyse der Bedeckung tatsächlich nachweisen.

Demnach bewegen sich gleich zwei Lavawellen mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Kilometer am Tag von West nach Ost über den See. Am Westufer des Sees betrug die Temperatur an der Oberfläche demnach etwa 270 Kelvin (knapp unter 0 Grad Celsius), am Ostufer hingegen 330 Kelvin. Der Lavasee müsste, meinen die Forscher, demnach von zwei unterschiedlichen Quellen im Untergrund gespeist werden.

Dass Io derart vulkanisch aktiv ist, liegt wohl daran, dass sein Mutterplanet Jupiter ihn “durchknetet” und dabei Reibungswärme produziert. Der Lavasee von Loki Patera besteht aus geschmolzenem Schwefel. Da Io kaum Atmosphäre besitzt, stinkt es dort trotzdem nicht.

Im Video unten sehen Sie, wie sich die beiden Wellen über den See ausbreiten. Loki Patera ist mehr als eine Million mal größer als jeder Lava-See auf der Erde.

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.