Gravastern, Bosonenstern, Schwarzes Loch: Was wirklich im Zentrum der Milchstraße lauert

Ein Schwarzes Loch – das ist doch klar, könnte die kurze Antwort lauten: Im Zentrum der Milchstraße lauert ein riesiges Schwarzes Loch, Sagittarius A*, mit vier Millionen Sonnenmassen auf unvorsichtige Besucher. Jedenfalls nehmen wir das an, weil wir seine Wirkungen sehen. Das Schwarze Loch selbst ist bisher auf keinem Teleskopfoto aufgetaucht, und auch nicht der charakteristische Ereignishorizont, hinter dem jegliche Materie unwiederbringlich verschwindet und der zu jedem Schwarzen Loch gehört.

Dass es ihn gibt, sagt uns die Allgemeine Relativitätstheorie, die in vielen Aspekten erprobt ist. Aber das heißt natürlich nicht, dass an Stelle des Schwarzen Lochs nicht auch irgendein anderes, sehr schweres Objekt das Zentrum der Milchstraße beherrschen könnte. In Frage kommen – bislang fiktive – exotische Sterntypen wie Bosonensterne oder Gravasterne (bei diesen hält eine Blase Dunkler Energie den Kollaps zum Schwarzen Loch auf). Diese besitzen im Unterschied zum Schwarzen Loch keinen Ereignishorizont.

Schlaue Forscher haben sich nun überlegt, ob sich diese Tatsache nicht ausnutzen ließe. Was passiert, wenn ein Stern mit einem solchen Objekt mit harter Schale statt Ereignishorizont kollidiert, wie es im Zentralbereich einer Galaxie öfter vorkommen muss? Das diskutieren die Forscher in einem aktuellen Beitrag in einem Fachmagazin. Ihr Ergebnis: der Stern hüllt die Oberfläche des Objekts für geraume Zeit ein. Aber das müsste sich im Teleskop beobachten lassen! Praktischerweise gibt es Surveys, bei denen Astronomen systematisch ganze Himmelsbereiche durchmustern.

Die Forscher rechneten nun aus, wieviele solche “Einhüllungen” in einem dieser Surveys registriert worden sein müssten (wenn es sie gäbe). Sie kamen auf zehn. Tatsächlich jedoch fand sich keine einzige in den Ergebnissen. Die Schlussfolgerung: damit ist indirekt bewiesen, dass Schwarze Löcher (zumindest in der Riesenform im Kern von Galaxien) einen Ereignishorizont besitzen müssen. Einstein hatte doch Recht.

Ein Stern knallt auf die harte Oberfläche eines kompakten Objekts (Bild: Mark A. Garlick/CfA)
Das Gas des Sterns verteilt sich um das kompakte Objekt (Bild: Mark A. Garlick/CfA)
Der Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs verschluckt den Stern (Bild: Mark A. Garlick/CfA)

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.