Dunkle Materie + Dunkle Energie = Flüssigkeit mit negativer Masse?

Das Konzept der Dunklen Materie haben die Physiker eingeführt, nachdem sie festgestellt haben, dass u.a. den Galaxien Masse fehlt, um ihre Rotation zu erklären. Die Dunkle Energie mit ihren seltsamen Eigenschaften brauchen sie, um zum Beispiel die Entwicklung des Universums in seiner frühen Kindheit zu erklären, als es plötzlich einen gewaltigen Wachstumsschub gehabt haben muss. Beide Konzepte werden im aktuellen Modell des Universums, LambdaCDM genannt, zusammengefasst.

Dieses Modell hat allerdings einen kleinen Nachteil: Es sagt nichts darüber, woraus Dunkle Materie und Dunkle Energie bestehen. Die Experimentalphysiker sind der Antwort auf diese Frage in den letzten Jahren auch kein Stück näher gekommen. Man bräuchte neuartige Physik, aber alles, was die Experimente ergeben, ist eine Bestätigung der gegenwärtigen physikalischen Erkenntnisse.

Das könnte ja eigentlich eine gute Nachricht sein, hinterließe sie nicht einen bitteren Nachgeschmack. Denn das Universum scheint sich ein bisschen anders zu verhalten, als unsere Physik es vorhersagt. Vielleicht hilft ein neues Modell? Ein solches stellen jetzt Physiker der Universität Oxford im Magazin Astronomy and Astrophysics vor. Ihr Modell vereint Dunkle Materie und Dunkle Energie zu einem neuen Stoff, der die Eigenschaften einer Flüssigkeit mit negativer Masse besitzt und deshalb auch eine negative Gravitationswirkung erzeugt, also alles um ihn herum abstößt.

Diese negative Masse wird gemäß dieser Theorie, während sich das Universum ausdehnt, kontinuierlich neu erzeugt und ahmt dabei die Wirkung Dunkler Energie nach. Gleichzeitig würde die negative Masse jedoch auch die in der Praxis beobachtete Galaxienrotation erzeugen und damit die Dunkle Materie ersetzen. Die positive Masse des Universums schwimmt in dem neuen Modell quasi auf einem riesigen See negativer Masse, in dessen Grund sich eine Quelle befindet, durch die immer neue negative Masse hereinströmt.

Testen lässt sich die neue Theorie wahrscheinlich mit einem neuen, internationalen Radioteleskop, dem Square Kilometre Array.

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.