Uranus: Planet der verfaulten Eier

Uranus ist so ein bisschen das Stiefkind der Astronomen. Der siebente, nach dem Himmelsgott Uranos benannte Planet lag bei allen Ausflügen irdischer Sonden immer abseits des Weges. Die besten Bilder übermittelte 1986 die Voyager-2-Sonde der NASA. Während es zum Beispiel vom viel weiter entfernten Pluto seit New Horizons tolle Schnappschüsse gibt, gewinnt man neue Erkenntnisse zu Uranus nur per Teleskop. Aber Uranus muss wenigstens nicht befürchten, zum Zwergplaneten degradiert zu werden.

In Sachen Aufbau wird Uranus gern mit einem schmutzigen Schneeball verglichen. Das trifft es eigentlich nicht ganz, es ist ein fieser Schneeball mit eingeknetetem Gesteinskern, den jemand dann schön hart geknetet hat. Uranus ist ein Eisgigant, der etwa 14 Mal so schwer wie die Erde ist. Über seinem Kern befindet sich ein Mantel aus Wasser-, Ammoniak- und Methaneis, dann folgt eine Atmosphäre aus Wasserstoff, Helium und Methan – und einer ganz besonderen Zutat, die diesem Artikel seine Überschrift beschert hat. In seiner obersten Schicht haben Forscher nämlich nun erstmals Schwefelwasserstoff nachgewiesen, das fauligen Eiern den typischen Geruch verleiht.

Damit hat Uranus nun eine weitere Besonderheit, die ihn von den Riesenplaneten Jupiter und Saturn unterscheidet. Dort dominiert Ammoniak die obersten Schichten, und Schwefelwasserstoff fehlt. Dieser Unterschied, meinen die Forscher, dürfte aus der Entstehungszeit der Planeten stammen. Das Verhältnis zwischen Stickstoff (im Ammoniak) und Schwefel (im Schwefelwasserstoff) wurde von den konkreten Bedingungen am Ort der Planeten-Entstehung bestimmt. Damit gibt der Nachweis auch wichtige Hinweise darauf, wo im Sonnensystem die Planeten entstanden sein müssten.

Reicht die Konzentration, um unsere Nase negativ zu beeinflussen? Absolut, meint Glenn Orton, ein Mitglied des Forscherteams: “Der Geruch wäre dort sehr unangenehm. Aber viel schlimmer wären die Kälte von minus 200 Grad und das Fehlen von Sauerstoff zum Atmen. Wahrscheinlich wären Sie tot, bevor Sie den Geruch bemerkten.”

Bild der Uranus-Sichel, am 24. Januar 1986 von Voyager 2 aufgenommen (Bild: NASA/JPL)

 

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.