Woher die Geysire auf dem Neptun-Mond Triton kommen

Triton ist ein seltsamer Mond. Er ist der einzige der großen Monde unseres Sonnensystems, der sich falsch herum um seinen Planeten dreht – um Neptun, den achten und äußersten Planeten. Deshalb vermutet man auch, dass er ein von Neptun eingefangenes Kuipergürtel-Objekt ähnlich wie Pluto darstellt. Auf den ersten Blick wirkt Triton sehr lebensfeindlich – bei Temperaturen nahe dem Nullpunkt ist die aus Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid bestehende Atmosphäre fast völlig ausgefroren und dadurch sehr dünn; die der Erde ist 70.000 mal dichter.

Umso größer war das Erstaunen der Forscher, als die NASA-Sonde Voyager 2 bei ihrem Vorbeiflug 1989 etwas fand, das stark an Ablagerungen von Geysiren erinnert. Da man solche Phänomene etwa vom Saturn-Mond Enceladus und vom Jupiter-Mond Europa kennt, dachte man schnell an einen Ozean unter der Oberfläche. Es wäre aber auch möglich, dass die Geysire entstehen, wenn sich im Sommer eine dünne Schicht von Stickstoff- und Kohlenmonoxid-Eis erwärmt. Dafür würden Beobachtungen des Gemini-Süd-Observatoriums sprechen. Den Forschern dort ist es nämlich gelungen, Signaturen aufzufangen, die eindeutig von einer Mischung aus Stickstoff- und Kohlenmonoxid-Eis kommen, nicht von den beiden Eisarten allein. Die Mixtur könnte sich auch im Laufe der Jahreszeiten, abhängig vom einstrahlenden Sonnenlicht, über die Oberfläche des Triton verteilen.

“Obwohl Triton so weit von der Sonne entfernt ist, spielt ihre Wärme immer noch eine wichtige Rolle dabei, saisonale Veränderungen an der Oberfläche und in der Atmosphäre anzutreiben”, erklärt Henry Roe vom Gemini-Forschungsteam. Weil sein Planet Neptun für einen Umlauf um die Sonne 165 Jahre braucht, dauern die Jahreszeiten auf Triton sehr lange. Den letzten Winter auf Triton haben nur Erdlinge erlebt, die wenigstens 60 Jahre alt sind. Derzeit ist also gerade Sommer; Ende der 2030er-Jahre zieht der Herbst ein, ab 2080 wird es dann erneut Winter. Falls die Geysire wirklich durch die sommerliche Wärme der Sonne entstehen, sollten Neptun-Touristen besser vor 2080 den Triton besuchen.

Neptun-Mond Triton, aufgenommen von Voyager 2. In der Bildmitte die Streifen, die man für Geysire hält (Bild: NASA/JPL)
Detailansicht der Geysire (Bild: NASA / JPL)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.