7 Kilometer hohe Eisvulkane auf Pluto

Die Erforschung des Zwergplaneten Pluto gliedert sich in zwei Epochen: Vor dem Eintreffen der NASA-Sonde New Horizons hielt man den Himmelskörper für ein eisiges, unspektakuläres Kuiper-Gürtel-Objekt. New Horizons aber lieferte dann Bilder und Daten, die die Astronomen in Verzückung versetzten. Die Zusammensetzung von Plutos Oberfläche zeigt, dass es hier eine Vielzahl von Altersstufen gibt, von relativ alten, stark zerkraterten Gebieten bis hin zu sehr jungen Oberflächen mit wenigen bis gar keinen Einschlagskratern.

Eine der Regionen mit sehr wenigen Einschlagskratern beherrschen riesige Berge mit buckligen Flanken, wie man sie sonst nirgends im bekannten Sonnensystem findet. Ein Forscherteam um Kelsi Singer vom SWRI hat sich dieses Gebiet südwestlich des Sputnik-Planitia-Eisschilds nun genauer angesehen. Es umfasst ein altes Einschlagbecken von etwa 1 000 km Länge.

Die Autoren untersuchten die Geomorphologie des Gebiets und schlossen daraus, dass es durch Kryovulkanismus entstanden ist. Sie beschreiben zahlreiche Vulkankuppeln in der Region, die zwischen einigen und sieben Kilometern hoch sind und einen Durchmesser von 10 bis 150 km haben, wobei einige Kuppeln zu größeren Strukturen verschmelzen. Allein das geschätzte Volumen des Wright Mons müsste dabei dem Volumen des Mauna Loa auf Hawaii, eines der größten Vulkane der Erde, entsprechen. Nur besteht der Mauna Loa aus Gestein – der Wright Mons hingegen aus Wassereis. Um eine derartige Struktur entstehen zu lassen, wären mehrere Ausbruchsstellen und ein großes Volumen an Material erforderlich.

Da das Terrain (anders als andere Orte auf Plutos Oberfläche) frei von Einschlagskratern ist, muss die kryovulkanische Aktivität hier relativ jung sein. Das würde bedeuten, dass Pluto in seinem Inneren deutlich mehr Restwärme als bisher angenommen aufweist, die eine solche kryovulkanische Aktivität antreiben könnte.

Perspektivische Ansicht der eisigen vulkanischen Region des Pluto. Die Oberfläche und die atmosphärischen Dunstschleier des Pluto sind hier in Graustufen dargestellt, während in Blau eine künstlerische Interpretation der möglichen Funktionsweise früherer vulkanischer Prozesse eingeblendet ist. (Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/Isaac Herrera/Kelsi Singer)

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BrandonQMorris
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  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.