Clouds on Venus

Die Venus, die heiße Schwester der Erde und Schauplatz meines Buches “Clouds of Venus“, hüllt sich komplett in eine dichte Atmosphäre mit zahlreichen Wolkenschichten. Trotzdem hat sie viel mit der Erde gemeinsam. Beide Planeten sind ähnlich in Größe und Masse, sie befinden sich beide in der gleichen Orbitalregion, die als bewohnbare Zone bekannt ist, sie haben beide eine feste Oberfläche und eine dichte Atmosphäre. Daher kann die Untersuchung des Wetters auf der Venus den Forschern helfen, auch das Wetter auf der Erde besser zu verstehen. Dazu wäre es wichtig, die Wolkenbewegung auf der Venus Tag und Nacht beobachten zu können. Allerdings hat die Nacht einen großen Nachteil: Sie ist dunkel. Der Beobachtung von der Erde aus war deshalb bislang nur das Wetter auf der dem Tageslicht zugewandten Seite leicht zugänglich.

Hier kommt der Venus Climate Orbiter Akatsuki ins Spiel. Er wurde 2010 gestartet und ist die erste japanische Sonde, die einen anderen Planeten umkreist. Ihre Mission ist es, die Venus und ihr Wettersystem mit einer Vielzahl von Instrumenten an Bord zu beobachten. Akatsuki trägt einen Infrarot-Imager, der nicht auf die Beleuchtung durch die Sonne angewiesen ist. Zwar kann auch dieser Details auf der Nachtseite der Venus nicht direkt auflösen, aber er gibt den Forschern nun Daten in die Hände, mit denen sie die Wolken auf der Venus indirekt beobachten können.

“Kleinräumige Wolkenmuster in den direkten Bildern sind schwach und oft nicht von Hintergrundrauschen zu unterscheiden”, sagt Professor Takeshi Imamura von der Graduate School of Frontier Sciences an der Universität Tokio. “Um Details zu sehen, mussten wir das Rauschen unterdrücken. In der Astronomie und Planetenforschung ist es üblich, Bilder zu kombinieren, zu stapeln. Die Venus ist jedoch ein Sonderfall, da das gesamte Wettersystem sehr schnell rotiert. Daher mussten wir diese Bewegung, die als Superrotation bekannt ist, kompensieren, um interessante Formationen für die Untersuchung hervorzuheben. Der Doktorand Kiichi Fukuya entwickelte eine Technik, um diese Schwierigkeit zu überwinden.”

Superrotation ist ein meteorologisches Phänomen, das die Erde zum Glück nicht kennt. Es handelt sich dabei um eine heftige Ost-West-Zirkulation des gesamten Wettersystems um den Äquator des Planeten, und sie stellt alle extremen Winde der Erde in den Schatten. Imamura und sein Team erforschen die Mechanismen, die diese Superrotation aufrechterhalten, und glauben, dass die Charakteristika des nächtlichen Venuswetters helfen könnten, sie zu erklären.

“Wir sind endlich in der Lage, die Nord-Süd-Winde, bekannt als meridionale Zirkulation, bei Nacht zu beobachten. Überraschend ist, dass diese in die entgegengesetzte Richtung verlaufen als tagsüber”, so Imamura. “Eine solch dramatische Veränderung kann nicht ohne signifikante Konsequenzen auftreten. Diese Beobachtung könnte uns helfen, genauere Modelle des Wettersystems auf der Venus zu erstellen, was hoffentlich einige seit langem unbeantwortete Fragen über das Wetter auf der Venus und wahrscheinlich auch auf der Erde klären wird.”

Daten des Venus-Orbiters Akatsuki, die zum ersten Mal die thermischen Signaturen von Wolken auf der Nachtseite des Planeten zeigen. (Bild: Imamura et al.)
Die drei wichtigsten Wettermuster auf der Venus. Die Forscher vermuten, dass die tagesseitige polwärts gerichtete Zirkulation und die neu entdeckte nächtliche äquatoriale Zirkulation die planetenweite Superrotation antreiben könnten. (Bild: JAXA/Imamura et al.)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.