Ein zweiter Mars hinter dem Kuiper-Gürtel?
Das Sonnensystem ist aus einer rotierenden Gas- und Staubscheibe entstanden. Dementsprechend bewegen sich alle Planeten und die meisten der anderen Objekte in einer einzigen Ebene, der Ekliptik. Falls Asteroiden, Kleinplaneten oder Kometen sich nicht daran halten, dann ist in der Regel die Anziehungskraft eines der großen Planeten daran Schuld, die die ursprüngliche Bahn destabilisiert hat.
In einem neuen Paper haben Forscher nun die Bahnebenen aller bekannten Objekte des Kuipergürtels zusammengefasst (dazu gehört u.a. auch der ehemalige Planet Pluto) und daraus einen Mittelwert berechnet. Kuipergürtel-Objekte (KBOs), die wahrscheinlich dem Einfluss des äußersten Planeten Neptun unterworfen sind (das ist an ihren Bahnparameten erkennbar), hat man aus der Rechnung herausgelassen. Das Ergebnis sollte ein Mittelwert sein, der ziemlich genau der Ekliptik entspricht.
Tatsächlich kamen die Forscher zu diesem Ergebnis, wenn sie den Mittelwert über die Bahnen aller KBOs berechneten. Doch die Astronomen waren überrascht, als sie Mittelwerte für definierte Abstandsbereiche von der Sonne bestimmten. Bei Entfernungen zwischen 50 und 150 Astronomischen Einheiten (AE. Entfernung Erde-Sonne) gibt es eine signifilkante Abweichung. Dafür kommen einige Gründe in Frage. Zum Beispiel könnten die äußeren Bereiche von einem vorbeifliegenden Stern beeinflusst worden sein. Doch dieses Ereignis müsste dann vor höchstens 15 Millionen Jahren passiert sein – der Schuldige sollte dann noch in der Nähe sein.
Eine andere Möglichkeit sehen die Forscher darin, dass sie eben doch nicht sämtliche Objekte einbezogen haben. Ein Planet etwa in der Größe des Mars und weniger als 100 AE von der Sonne entfernt könnte die Veränderung verursacht haben. Damit ist nicht der ominöse “Planet 9” gemeint, den (andere) Forscher eher in 600 AE Abstand vermuten und der bis zu 10 Erdmassen besitzen könnte. Die Forscher haben auch ausgerechnet, wie hell der marsgroße “Planet 10” im Teleskop sein könnte – bei einer Albedo von 0,5 käme er z.B. auf eine Helligkeit von mag 17. Tatsächlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Objekt dieser Helligkeit den Astronomen bisher entgangen sein könnte, wenn es sich zum Beispiel innerhalb der (sehr hellen) galaktischen Ebene bewegt.