Eine wunderschöne Nova-Explosion und wie sie entstand

Was im Bild oben wirkt wie eine seltsame Blume, ist in Wirklichkeit der gewaltige Ausbruch eines Dopppelsternsystems. Das 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernte System V745 Scorpii ist bereits 1937 und 1989 den Astronomen aufgefallen, weil sich seine Helligkeit innerhalb weniger Tage um drei Größenordnungen verändert hat. Seit dem letzten Ausbruch 2014 weiß man mehr über die genauen Hintergründe; und inzwischen haben es die Astronomen auch geschafft, ein 3D-Modell der Explosion aufzustellen, das im großen Bild zu sehen ist und die von der Erde aus beobachtete Helligkeitsverteilung erklärt.

V745 Scorpii ist ein Binärsystem, das aus einem Weißen Zwerg und einem Roten Riesen besteht, die sich in sehr engem Abstand umkreisen. Der Zwergstern zieht durch seine Schwerkraft Material aus der Hülle des Roten Riesen ab. Immer, wenn er genug davon angesammelt hat, kommt es dann zu einer thermonuklearen Fusionsreaktion, die das System für kurze Zeit hell aufleuchten lässt. Im Video unten ist der Prozess anschaulich zu beobachten.

Das neue 3D-Modell erklärt, was die Astronomen bei ihrer Beobachtung der Nova 2014 verwirrt hatte: Die Explosion schien asymmetrisch das meiste Material in unsere Richtung zu schießen. Der Effekt entstand offenbar, weil die Emission des sich von uns weg bewegenden Anteils von der auf uns zustrebenden Gaswolke abgeschirmt wurde. In der 3D-Grafik sind die Elemente gut unterscheidbar: Die Druckwelle der Explosion ist gelb, das ausgestoßene Material lila, die kühle Staubscheibe um das System ist blau. Die Einbuchtung auf der linken Seite entsteht, weil der Materialausstoß hier vom Roten Riesen abgeschirmt wird.

Das ausgestoßene Material dürfte etwa die Masse der Erde haben. Praktisch gesehen sind die regelmäßigen Explosionen quasi die Lebensversicherung des Weißen Zwergs. Ohne diese würde sich mit der Zeit so viel Material an seiner Oberfläche ansammeln, dass es irgendwann zu einer Typ-Ia-Supernova käme, in deren Folge der Zwergstern komplett zerstört würde.

Das 3D-Modell der Explosion (Bild: NASA/CXC/M.Weiss)

 

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.