Hyperion, ein Galaxien-Superhaufen im frühen Universum

Die riesige Ausdehnung des Universums hat einen Vorteil: Weil das Licht aus ihren entferntesten Bereichen so lange braucht, um uns zu erreichen, erhalten die Astronomen Einblicke in die Frühgeschichte des Alls. Die neueste Erkenntnis der Forscher: Galaxien-Superhaufen entstanden offenbar schon relativ frühzeitig – wie eine Strukur zeigt, die die Forscher “Hyperion” genannt haben. Der gigantische Proto-Superhaufen wurde von einem Team von Astronomen unter der Leitung von Olga Cucciati vom Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) Bologna mit dem VIMOS-Instrument am Very Large Telescope (VLT) der ESO identifiziert.

Hyperion, etwa 2,3 Milliarden Jahre nach dem Urknall beobachtet, ist die größte und massereichste Struktur, die bisher so früh in der Entstehung des Universums gefunden wurde. Sie enthält die Masse von etwa einer Billiarde Sonnen. Galaxien-Superhaufen wie der Sloan Great Wall oder der Virgo-Superhaufen, in dem sich due Milchstraße befindet, sind heute normal. Aber dass Hyperion schon damals existierte, überraschte die Astronomen.

“Dies ist das erste Mal, dass eine so große Struktur bei einer solch hohen Rotverschiebung identifiziert wurde, gut 2 Milliarden Jahre nach dem Urknall“, erklärte die Erstautorin der Entdeckungsarbeit, Olga Cucciati. „Normalerweise kennt man diese Art von Strukturen bei niedrigeren Rotverschiebungen, also nachdem das Universum viel mehr Zeit hatte, sich zu entwickeln und solch riesigen Objekte zu bilden. Es war eine Überraschung, etwas derart Entwickeltes zu sehen, als das Universum noch relativ jung war!“

Hyperion hat demnach eine sehr komplexe Struktur und enthält wenigstens sieben Regionen mit hoher Dichte, die von Galaxien-Filamente verbunden werden. Heutige, näher gelegene Superhaufen sehen anders aus: In ihnen ist die Masse nicht so gleichmäßig verteilt. Das liegt vermutlich daran, dass die Schwerkraft dort viel mehr Zeit hatte, Materie in dichtere Regionen zu sammeln. Hyperion steht eine ähnliche Entwicklung erst noch bevor. “Hyperion zu verstehen und mit ähnlichen neuen Strukturen zu vergleichen, kann Einblicke geben, wie sich das Universum in der Vergangenheit entwickelt hat und wie es sich in Zukunft entwickeln wird. Dies gibt uns die Möglichkeit, einige Modelle der Bildung von Superhaufen zu hinterfragen“, sagt Cucciati.

Hyperion im Vergleich zu einem heutigen Galaxien-Superhaufen (Bild: ESO/L. Calçada & Olaga Cucciati et al.)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.