Wenn der Nebel sich auflöst
Im Winter löst sich der Nebel manchmal den ganzen Tag nicht auf. Im Weltall existieren planetare Nebel normalerweise viele Jahrtausende, denn es handelt sich um Sternhüllen, die von ihren Sternen am Ende ihrer Lebenszeit abgestoßen wurden.
Im Fall des Stingray-Nebels, der erst 1976 katalogisiert wurde und sich 18.000 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, scheint es sich um eine Ausnahme zu handeln. Die vom Hubble-Weltraumteleskop im Jahr 2016 aufgenommenen Bilder des Systems zeigen im Vergleich zu Hubble-Bildern aus dem Jahr 1996 einen Nebel, der drastisch an Helligkeit verloren und seine Form verändert hat. Hellblaue Gasschalen in der Nähe des Zentrums des Nebels sind so gut wie verschwunden, und die wellenförmigen Ränder, die diesem Nebel seinen aquatisch anmutenden Namen verliehen haben, haben sich praktisch aufgelöst.
Astronomen bemerkten zudem bisher beispiellose Veränderungen im Lichtspektrum der glühenden Gase (Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff), die als Hüllenelemente von dem sterbenden Stern im Zentrum des Nebels abgesprengt wurden. Insbesondere die Helligkeit der Sauerstoffemission nahm um fast den Faktor 1000 ab.
“In den meisten Studien wird der Nebel mit der Zeit in der Regel größer”, sagt Bruce Balick von der University of Washington, USA, der das Projekt leitete. “Hier ändert er seine Form grundlegend und wird schwächer, und das in einem noch nie dagewesenen Zeitrahmen.” Der Grund dafür ist vermutlich in den Eigenschaften des sterbenden Sterns im Zentrum des Stingray-Nebels verborgen, der die Struktur und die Helligkeit des Nebels beeinflusst. Allerdings können die Forscher darüber bisher nur spekulieren.
Eine 2016 von Nicole Reindl von der Universität Leicester, Großbritannien, und einem internationalen Forscherteam durchgeführte Studie, die ebenfalls Hubble-Daten verwendet, stellte fest, dass der Stern im Zentrum des Stingray-Nebels, SAO 244567, schon an sich etwas Besonderes ist. Beobachtungen aus den Jahren 1971 bis 2002 zeigten, dass die Temperatur des Sterns fast zehnmal so hoch ist wie die Oberfläche unserer Sonne. Reindl vermutet, dass der Temperatursprung durch einen kurzen Heliumfusions-Blitz verursacht wurde, der sich außerhalb des Kerns des Zentralsterns ereignete. Danach begann sich der Stern wieder abzukühlen und kehrte in sein vorheriges Stadium der Sternentwicklung zurück.
