Aus diesem Sonnensystem wird wohl nie das Sonnensystem

TYC 8998-760-1 könnte einmal so etwas wie unsere Sonne werden. Im Moment ist der junge Stern davon aber noch ein paar Milliarden Jahre davon entfernt. Er hat gerade einmal 17 Millionen Jahre auf den Buckel. Die Dinosaurier hätten ihn also noch nicht beobachten können, selbst wenn sie dazu in der Lage gewesen wären. Etwas Besonderes ist der Jungspund trotzdem, denn den Astronomen ist es mit dem Very Large Telescope der ESO gelungen, zwei Planeten zu fotografieren, die sich in seinem Orbit befinden.

„Obwohl Astronomen indirekt Tausende von Planeten in unserer Galaxie entdeckt haben, wurde nur ein winziger Bruchteil dieser Exoplaneten direkt abgebildet“, sagt Co-Autor Matthew Kenworthy, außerordentlicher Professor an der Universität Leiden, und fügt hinzu, dass „direkte Beobachtungen wichtig sind bei der Suche nach Umgebungen, die Leben begünstigen können“. Die direkte Abbildung von zwei oder mehr Exoplaneten um denselben Stern ist noch seltener; nur zwei solcher Systeme wurden bisher direkt beobachtet, beide um Sterne, die sich deutlich von unserer Sonne unterscheiden.

Das neue VLT-Bild der ESO ist die erste direkte Aufnahme von mehr als einem Exoplaneten um einen sonnenähnlichen Stern in einem frühen Stadium. Die beiden Planeten sind auf dem neuen Bild als zwei helle Lichtpunkte zu sehen, die von ihrem Mutterstern, der sich oben links im Bild befindet, deutlich getrennt sind.

Die Gasriesen haben es den Forschern aber auch leicht gemacht, sie zu finden, denn sie umkreisen ihren Wirtsstern in Entfernungen von 160 und etwa 320 mal der Entfernung Erde-Sonne. Damit sind diese Planeten viel weiter von ihrem Stern entfernt als Jupiter oder Saturn (5 bzw. 10 AE). Das Team fand auch heraus, dass die beiden Exoplaneten viel schwerer sind als die in unserem Sonnensystem, wobei der innere Planet das 14-fache der Jupitermasse und der äußere das Sechsfache der Jupitermasse aufweist.

Das System, das sie mit ihrem Wirtstern bilden, dürfte dadurch kaum zu einer Kopie des Sonnensystems heranwachsen. Bei unserem Sonnensystem nimmt man an, dass sich die Gasplaneten noch deutlich weiter innen gebildet haben. Wie die beiden Exoplaneten so weit draußen entstehen konnten, ist noch nicht klar. Eventuell handelt es sich ja um Kondensationskerne, die selbst gern Sterne geworden wären?

Dieses vom SPHERE-Instrument am Very Large Telescope der ESO aufgenommene Bild zeigt den Stern TYC 8998-760-1 zusammen mit zwei riesigen Exoplaneten. Dies ist das erste Mal, dass Astronomen mehr als einen Planeten direkt beobachtet haben, die einen sonnenähnlichen Stern umkreisen. Das Bild wurde aufgenommen, indem das Licht des jungen, sonnenähnlichen Sterns (in der oberen linken Ecke) mit Hilfe eines Koronagrafen blockiert wurde, wodurch die schwächeren Planeten sichtbar werden. Die hellen und dunklen Ringe, die wir auf dem Abbild des Sterns sehen, sind optische Artefakte. Die beiden Planeten sind als zwei helle Punkte in der Mitte und unten rechts im Bildausschnitt sichtbar. (Bild: ESO/Bohn et al.)

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.