Der erste Wetterbericht für Proxima Centauri B

Die Entdeckung, dass der erdnächste Stern Proxima Centauri einen erdähnlichen Planeten besitzt, hat bei vielen Menschen die Phantasie angekurbelt. Immerhin scheint der Stern mit “nur” 4,2 Lichtjahren Entfernung prinzipiell erreichbar, wenn wir auch mit einer Reisezeit von 100 Jahren und mehr rechnen müssen.

Tatsächlich scheint der Planet der Erde gar nicht so sehr ähnlich zu sein – immerhin ist sein Zentralgestirn ein Roter, ständig Flares aussendender Zwerg, den er in sehr engem Abstand und mit stets der gleichen zugewandten Seite umkreist. Und ein Stück schwerer als die Erde ist Proxima Centauri B ebenfalls.

Genau nachsehen werden wir frühestens mit dem James-Webb-Weltraumteleskop können. Doch das hält die Astronomen nicht davon ab, zumindest schon einmal die Möglichkeiten zu erörtern, das “was wäre, wenn”, also einfach Wetterkarten für alle möglichen Gegebenheiten zu erstellen. Um dann zu erfahren, wie das Wetter dort wirklich ist, brauchen sie später nur die heute noch fehlenden Unbekannten zu ergänzen.

Im Magazin Astronomy & Astrophyics erschien gerade eine solche Studie, verfasst von britischen Forschern. Diese haben erfolgreiche Klimamodelle der Erde auf den fernen Planeten übertragen – und vom Computer ausrechnen lassen, ob sich dann lebensfreundliche Bedingungen ergeben. Das haben sie sowohl für das Vorhandensein einer erdähnlichen Atmosphäre durchgespielt als auch für primitivere atmosphärische Bedingungen, wie sie etwa auf der Ur-Erde herrschten.

Interessant dabei sind zwei Ergebnisse: zum einen leuchtet der Zentralstern im nahen Infrarot stärker als die Sonne, was u.a. die Interaktion mit Wasserdampf verändert. Zum anderen ergeben sich vor allem für eine leicht asymmetrische Bahn oder für eine 3:2-Resonanz der Rotation (wie sie auch der sonnennächste Planet Merkur aufweist) signifikante Chancen, dass flüssiges Wasser auf der Oberfläche existieren kann. Bei einer 1:1 gebundenen Rotation stehen die Chancen schlechter.

Größenvergleich: die scheinbare Größe unserer Sonne und der von Proxima B am Himmel des jeweiligen Planeten (Bild: ESO/G. Coleman)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.