Drei Paare im Sternentanz
Es muss ziemlich interessant sein, in dem Sternsystem TYC 7037-89-1 zu leben. Man stelle sich einen Galileo Galilei vor, der seinen Kirchenfürsten dies erklären muss: “Meine Herren, die Erde bewegt sich um die Sonne, während sich die Sonne um eine andere Sonne bewegt. So wie zwei weitere Sterne sich umkreisen, mit denen gemeinsam wir wiederum den Massenschwerpunkt mit einem dritten Paar orbitieren.”
Aber das wäre vermutlich noch die einfachere Variante gewesen, denn die drei Sternenpaare, die Astronomen mit Hilfe des NASA-Satellitenteleskops TESS gefunden haben, umkreisen sich gegenseitig in einem sehr engen Orbit von 1,3, 1,6 und 8,2 Tagen. Ein Planet, der nur einen einzigen dieser Sterne umkreist, ist kaum denkbar. Er müsste sich schon ein komplettes Paar als Zentrum gesucht haben.
Je nachdem, welches Paar es ist, umkreist er dann damit alle vier Jahre den Schwerpunkt mit einem zweiten Paar – oder aber alle 2000 Jahre den Schwerpunkt mit einem 2×2-Sternsystem. Die Grafik unten erklärt die komplizierten Familienverhältnisse einfacher.
Sechsfachsysteme sind gar nicht so selten. Allerdings treten sie meist in Form von je zwei Drillingen auf. Drei Zwillinge hingegen sind deutlich seltener. Dass TESS das System überhaupt als solches identifizieren konnte, liegt an einer weiteren überraschenden Eigenschaft: Alle drei Paare sind so ausgerichtet, dass wir genau auf ihre Orbits sehen. Die Grafik unten zeigt also nicht, wie das System von der Erde aus wirkt. TESS entdeckt, wenn Sterne (oder andere Objekte) gegenseitig an sich vorüberziehen und sich dabei kurz bedecken, sodass sich die Helligkeit verändert. So will man eigentlich Planeten aufspüren, aber es funktioniert eben auch mit Sternen.
Die Tatsache, dass alle Bahnebenen parallel ausgerichtet sind, scheint verblüffend, ist es aber nicht. Alle sechs Sterne sind ja vermutlich aus der gleichen protostellaren Wolke entstanden. Sie müssen also eine gemeinsame Bahnebene besitzen. Wenn wir also bei einem der Paare auf den Orbit sehen, muss das auch bei den anderen beiden der Fall sein. TESS wiederum hätte Sterne ohne solche Bedeckungen gar nicht gefunden. Die Entdeckung war also nur folgerichtig.
