Gleich drei riesige Schwarze Löcher im Kern einer Galaxie

Im Zentrum jeder ernstzunehmenden Galaxie lauert ein geheimnisvoller Riese – ein superschweres Schwarzes Loch, oft mit Millionen bis Milliarden Sonnenmassen. Im Kern unserer Milchstraße etwa befindet sich mit Sagittarius A* ein Schwerkraft-Monster, das die Masse von mehr als vier Millionen Sternen in der Größe unserer Sonne geschluckt hat.

Aber im universellen Vergleich ist das noch gar nichts. Gleich drei superschwere Schwarze Löcher haben Astronomen jetzt in der irregulären Galaxie NGC 6240 identifiziert, wie die Universität Göttingen meldet. NGC 6240, in etwa 330 Millionen Lichtjahren Abstand vom Sonnensystem im Sternbild Schlangenträger gelegen und 300.000 Lichtjahre durchmessend, zeigt schon durch ihre unregelmäßige Form, dass sie vor relativ kurzer Zeit – womöglich erst vor 30 Millionen Jahren – in einer gigantischen Galaxien-Kollision entstand.

Dabei sind offenbar nicht nur zwei, sondern gleich drei Galaxien zusammengestoßen. Ihre ehemaligen Kerne, drei riesige Schwarze Löcher, befinden sich nun im relativ geringen Abstand von 3000 Lichtjahren voneinander. Den Astronomen kommt das sehr gelegen: Bisher ging man nämlich davon aus, dass den Galaxien bisher eigentlich zu wenig Zeit zum Erreichen ihres aktuellen Zustands geblieben sein müsste. Wenn aber regelmäßig nicht nur zwei, sondern mehr Galaxien kollidieren, würde das die natürliche Evolution ausreichend beschleunigen.

Außerdem freuen sich die Astronomen auf künftige Gravitationswellen-Messungen. Die drei riesigen Schwarzen Löcher sind sich bereits so nahe gekommen, dass unsere Nachfahren bei ihrer in wenigen Millionen Jahren bevorstehenden Kollision bestimmt ein paar mächtige Graviationswellen registrieren werden. Genau genommen sind die drei Objekte vermutlich längst kollidiert – nur braucht das Ergebnis wegen der großen Entfernung ja mindestens 330 Millionen Jahre, bis wir es bemerken.

Die irreguläre Galaxie NGC 6240. Neue Beobachtungen zeigen, dass sie nicht zwei, sondern drei supermassereiche Schwarze Löcher in ihrem Kern beherbergt. Das nördliche Schwarze Loch (N) ist aktiv und war zuvor bekannt. Das vergrößerte neue Bild mit hoher räumlicher Auflösung zeigt, dass die südliche Komponente aus zwei supermassereichen Schwarzen Löchern (S1 und S2) besteht. Die grüne Farbe gibt die Verteilung des Gases an, das durch die Strahlung um die Schwarzen Löcher Strahlung ionisiert wird. Die roten Linien zeigen die Konturen des Sternenlichts aus der Galaxie und die Länge des weißen Balkens entspricht 1000 Lichtjahren. (Bild: P. Weilbacher (AIP), NASA, ESA, the Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration, und A. Evans (University of Virginia, Charlottesville/NRAO/Stony Brook University))
NGC 6240 in einer Kompositaufnahme des Hubble- und des Spitzer-Weltraumteleskops

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.