Intelligentes Leben in der Milchstraße stirbt langsam aus

Die Menschheit ist ziemlich spät dran und ziemlich weit draußen. Das ist das Fazit einer Studie, die die Entwicklung von intelligentem Leben in der Milchstraße statistisch untersucht. Die Autoren betrachten darin eine ganze Reihe von Faktoren, von denen sie annehmen, dass sie die Entwicklung intelligenten Lebens beeinflussen, wie etwa die Häufigkeit sonnenähnlicher Sterne, die erdähnliche Planeten beherbergen, die Häufigkeit für eine Zivilisation tödlicher Supernovas, die Zeitdauer, die für die Entwicklung intelligenten Lebens erforderlich ist (wenn die Bedingungen stimmen) sowie die Tendenz fortgeschrittener Zivilisationen, sich selbst zu zerstören.

Diese Faktoren ließen die Forscher mit unterschiedlichen Werten in eine Simulation der Milchstraße einfließen. Das Ergebnis: etwa 13.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt und 8 Milliarden Jahre nach der Entstehung der Galaxis hat die Zahl extraterrestrischer Zivilisationen wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht. Zum Vergleich: Die Erde ist etwa 25.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt, und die menschliche Zivilisation entstand erst 13,5 Milliarden Jahre nach dem Urknall auf der Oberfläche unseres Planeten. Wir sind also Nachzügler, und auch unsere galaktische Position dürfte den Kontaktaufbau mit anderen Zivilisationen erschweren, zumal schon seit 5,5 Milliarden Jahren ihre Gesantzahl abnimmt.

Das bedeutet aber nicht, dass es gar keine Chance auf ein Treffen mehr gibt. Vielmehr meinen die Forscher, dass derzeit neben uns existierende Zivilisationen wahrscheinlich zu jung sind, um sie entdecken zu können. Wir sollten unsere Suche aber nicht wie bisher auf die nächsten Sterne konzentrieren, sondern auf den Bereich, der 13.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt ist, vor allem wegen der dort vorherrschenden sonnenähnlichen Sterne. Die meisten der vor 5 Milliarden Jahren existierenden Zivilisationen haben sich demgegenüber schon selbst zerstört.

Anzahl von Zivilisationen nach Zeit und Abstand vom Milchstraßenkern. Das Sternsymbol ist die Menschheit. (Bild: Jiang at al, CC-BY)
Altersverteilung der Zivilisationen im Universum je nach den verschiedenen Werten der verwendeten Parameter. Pann=0 bedeutet den unwahrscheinlichen Fall, dass Zivilisationen unsterblich wären. (Bild: Jiang at al, CC-BY)

 

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.