Kein gutes Zeichen: Lebenszeichen im All entdeckt

Methylchlorid, eine Verbindung aus Methan und Chlor, entsteht bei vielen Prozessen biologischen Lebens. Immergrüne Bäume emittieren sie, Kartoffeln, Pilze und auch der Mensch durch seine industrieellen Anlagen. Astrobiologen hatten deshalb lange die Hoffnung, durch die Suche nach Spuren dieser Verbindung etwa in den Atmosphären von Exoplaneten Hinweise auf außerirdisches Leben zu erhalten.

Das scheint allerdings schwieriger als gedacht zu werden, denn dieses Zeichen des Lebens kommt offenbar auch in den unwirtlichen Weiten des Alls vor. Das ALMA-Radioteleskop in der chilenischen Atacama-Wüste hat den Fingerabdruck des Moleküls in dem rund 400 Lichtjahre von der Erde entfernten Sternsystem IRAS 16293-2422 identifiziert. Dabei handelt es sich um eine Gruppe neugeborener Sterne mit etwa der Masse der Sonne, die noch immer von der Molekularwolke umgeben ist, in der sie geboren wurde.

Parallel hat das “Rosetta Orbiter Spectrometer for Ion and Neutral Analysis” (ROSINA) an Bord der Rosetta-Sonde der ESA ebenfalls Spuren von Methylchlorid gefunden, und zwar in der dünnen Atmosphäre des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Bei beiden Beobachtungen zeigte das gefiundene Methylchlorid eine sehr ähnliche Massenverteilung. Da es sich bei Kometen um Überbleibsel aus der Geburtszeit eines Sternes handelt, scheint diese Gemeinsamkeit systematisch zu sein.

Die Forscher vermuten nun, dass Methylchlorid weit mehr als ein Lebenszeichen ist, nämlich auch bei der Entstehung des Lebens involviert sein könnte. Immerhin ein kleiner Trost dafür, dass der Nachweis dieses Moleküls nun kaum noch als echter Hinweis auf bereits vorhandenes Leben gedeutet werden kann.

Das ALMA-Radioteleskop fand Methylchlorid im Sternsystem IRAS 16293-2422. Im Hintergrund das Sternentstehungsgebiet Rho Ophiuchi (Bild: B. Saxton (NRAO/AUI/NSF); NASA/JPL-Caltech/UCLA)
Orbit des Kometen, bei dem Rosetta Methylchlorid entdeckt hat (Bild: B. Saxton (NRAO/AUI/NSF))

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.