Mars-Landschaft: Supervulkan oder Einschlagkrater?

Der etwa 75 Kilometer durchmessende Talkessel Ismenia Patera befindet sich in der Übergangsregion zwischen den Nördlichen Tiefländern und den einige Kilometer höheren Südlichen Hochländern unseres Nachbarplaneten. Anfang Januar hat die seit 2003 um den Mars kreisende europäische Sonde Mars Express mit ihren hochauflösenden Kameras diese Formation genauer untersucht.

Ihr Zentrum ist von kleineren Bergen, Blöcken und Gesteinsbrocken umgeben, von denen man annimmt, dass sie durch Einschläge nebenan hierher geschleudert wurden. Dabei wurden auch kleinere Krater und Täler in der Patera selbst erzeugt. Vom Kraterrand nach unten verlaufen Kanäle, der Boden ist von Eisablagerungen bedeckt, die Zeichen von Bewegung zeigen, also mit eisreichen Gletscher vergleichbar sind.

Krater oder Vulkan? Ismenia Patera auf einem Bild der Sonde Mars Express, Auflösung: 17 Meter pro Pixel (ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO)

Aber wie ist der riesige Talkessel selbst entstanden? Hierzu gibt es zwei Theorien. Zum einen könnte ein großer Meteorit in die Oberfläche eingeschlafen sein. Sedimente und Eis haben den Krater dann angefüllt, bis er unter dem Gewicht zu den heutigen, zerrissenen Form kollabierte.

Topografische Ansicht von Ismenia Patera (Bild: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO)

Andererseits könnte Ismenia Patera einst auch ein Vulkan gewesen sein, der sich bei einer Eruption selbst zerstörte, dabei große Mengen von Magma in die Umgebung schleuderte und im Ergebnis ebenfalls kollabierte. Vulkane, die riesige Mengen Material bei einer einzigen Eruption ausstoßen, nennt man Supervulkane. Ob es sie auf dem Mars gab, ist noch nicht sicher. Unweit von Ismenia Patera gibt es jedoch eine weiteren Kandidaten dafür, sie Siloe Patera. Außerdem gibt es auf dem Roten Planeten zahlreiche imposante Vulkane, bis hin zum Olympus Mons, dem größten Vulkan im Sonnensystem.

Welche Variante die richtige ist, ist heute schwer zu sagen. Manch irreguläre Formen und erhöhte Kraterränder erinnern an Vulkanismus, aber es ist auch möglich, dass sich die ursprünglichen Formen in den vergangenen Millionen Jahren bis zur Unkenntlichkeit verändert haben.

Perspektiv-Ansicht von Ismenia Patera (Bild: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.