Milchstraße trifft Würstchen

Vor acht bis zehn Milliarden Jahren, also in ihrer Jugend, hatte unsere Milchstraße anscheinend eine schicksalhafte Begegnung: Sie traf auf eine andere, deutlich kleinere Galaxie. Die Forscher, die das herausgefunden haben, gaben ihr den Namen “Würstchen-Galaxie”, aber das ist ein bisschen unfair, denn in Wirklichkeit hatte sie ebenso wie die Milchstraße eine elliptische Form.

Das “Würstchen” ergibt sich aus der Art und Weise, wie man die Kollision nachgewiesen hat. Dazu haben die Astronomen die Verteilung der Geschwindigkeiten der Milchstraßen-Sterne untersucht. Es zeigt sich, dass sich eine würstchenförmige Ansammlung von Sternen mit ähnlichen Bewegungsmustern durch unsere Milchstraße zieht – und dabei handelt es sich um die Überbleibsel der ehemaligen Zwerg-Galaxie.

Wobei diese gar nicht besonders klein war. Sie hatte eine Masse von etwa zehn Milliarden Sonnen (Milchstraße: 900 Milliarden) und war immerhin groß genug, selbst ein paar offene Sternhaufen mit sich herumzuschleppen. Die Kollision muss damals ein ziemliches Loch in die Milchstraßen-Scheibe gerissen haben und hat wahrscheinlich zur Ausbildung ihtes zentralen Buckels geführt.

Künstlerische Darstellung der beiden Galaxien vor dem Crash (Bild: V. Belokurov (Cambridge, UK); Based on image by ESO/Juan Carlos Muñoz)

 

Wenn man sich die Verteilung der Sternbewegungen in der Milchstraße anieht, erkennt man die Würstchenform der zur anderen Galaxie gehörenden Sterne (Bild: V. Belokurov (Cambridge, UK) und Gaia/ESA)

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.