Rekord: der bisher heißeste Exoplanet

Sie schwitzen in der Sommerhitze? “Jammerlappen” wird ein Bewohner des Exoplaneten Kelt-9b Ihnen zurufen, und zwar zu Recht. Jedenfalls wenn es dort Leben gäbe – was äußerst unwahrscheinlich ist. Denn der Planet, ein so genannter Heißer Jupiter, weil er als Gasplanet seinen Stern in engem Orbit umkreist, hat gerade einen neuen Rekord aufgestellt. 4327 Grad Celsius soll es auf der seiner Sonne zugewandten Seite heiß sein, das ist eine höhere Temperatur als auf so manchem Roten Zwergstern.

Die Strahlung, die in allen Bereichen von Infrarot und optisch bis zum Ultraviolett auf ihn einprasselt, ist so stark, dass der Planet über kurz oder lang seine komplette Atmosphäre verlieren wird. Schon jetzt trifft die Strahlung vor allem auf gasfömige Metallatome, sagen die Forscher, die ihn mit der Transitmethode entdeckt haben und in Nature darüber berichten. Dass es so heiß ist, liegt daran, dass der Mutterstern Kelt-9 ebenfalls zu den sehr heißen Objekten gehört. Er befindet sich am Übergang der Spektralklassen A und B, wiegt etwa 2,5 Mal so viel wie unsere Sonne und kann mit Temperaturen über 10.000 Grad aufwarten. Mit etwa 300 Millionen Jahren ist der Stern noch recht jung, die Sonne ist 15 Mal so alt. Der Planet, der ihn in 1,48 Tagen einmal umkreist, hat etwa 2,9 Jupitermassen.

Noch: denn die harte UV-Strahlung entreißt ihm pro Sekunde bis zu 10 Millionen Tonnen aus seiner Atmosphäre. Wenn sich das fortsetzt, würde er in etwa 600 Millionen Jahren deshalb gar keine Atmosphäre mehr besitzen. Würde, denn schon in 200 Millionen Jahren wird sich sein Stern Kelt-9 allmählich zu einem Roten Riesen entwickeln. Dabei kühlt er sich etwas ab und dehnt sich in zwei Phasen bis auf die achtfache Größe aus – das Ende des Planeten, denn der wird dann von seinem Stern geschluckt. Oder vielleicht auch nicht: die Forscher halten es für möglich, dass zumindest sein metallischer Kern noch lange Zeit innerhalb des Sterns um dessen Zentrum kreist.

Kelt-9b umkreist seinen Stern Kelt-9 auf einem sehr engen Orbit und erhitzt sich deshalb stark
(Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (IPAC))

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BrandonQMorris
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  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.