Spuren von Leben in einem Meteoriten vom Mars

ALH-77005 hat schon einiges hinter sich. Der mindestens pfundschwere Steinbrocken muss vor 178 Millionen Jahren durch den Einschlag eines größeren Meteoriten aus der Oberfläche des Mars gerissen worden sein. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn bis ins All. ALH-77005 nahm dann ohne eigenes Verschulden Kurs auf die Erde, wo er nach drei Millionen Jahren ankam.

Falls er damals noch größer war, zerbrach er, während er in die dichte Atmosphäre stürzte. Was von ihm übrig war, ein 483 Gramm schwerer und 9,5 x 7,5 x 5,25 Zentimeter messender braun-grauer Klumpen, bohrte sich in das Eis der Antarktis. Dort blieb er 175 Millionen Jahre liegen, bis ihn 1977 amerikanische und japanische Forscher gemeinsam entdeckten.

Dass ALH-77005 vom Mars kam, fanden die Wissenschaftler schnell heraus. Um an seine wahren Geheimnisse zu kommen, mussten sie ihn allerdings aufschneiden. Deshalb die dringende Warnung an Aliens mit der äußeren Gestalt von Steinen: Lassen Sie sich nicht auf die Erde fallen! Eine dünne Scheibe aus dem Stein schaffte es bis nach Ungarn, wo Forscher sie unter das Mikroskop legten – und spannende Details herausfanden, die nun in einem Bericht nachzulesen sind.

Die Forscher machten nämlich gleich vier Anzeichen aus, denen zufolge innerhalb des Gesteins früher einmal Bakterien am Werk waren – Marsbakterien natürlich, bei denen es sich um eisenoxidierende Bakterien gehandelt haben soll. Dafür sprechen:

  • strukturelle Veränderungen durch kugelförmige und Faden-Bakterien
  • Vorhandensein organischer Stoffe (aliphatische und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)
  • Anreicherung für die Biologie essenzieller Elemente (Eisen, Mangan, Phosphor, Zink)
  • Geringere Anteile des Kohlenstoff-Isotops 13 als normal

Schon früher hat man in Mars-Meteoriten solche Zeichen gefunden, darauf weisen die Forscher in ihrer Arbeit auch hin. Sie können allerdings sehr sicher ausschließen, dass es sich um irdische Kontaminationen handelt. Der Meteorit spiegelt zwar nicht die heutigen Verhältnisse auf dem Mars wieder. Aber 175 Millionen Jahre sind geologisch keine lange Zeit. Umso wichtiger wäre es, in Mars-Gestein intensiv nach Leben zu suchen – indem man hinfliegt und Gestein zurückbringt.

Querschnitt des Meteoriten ALH-77005, in dem gelb markierten Bereich, einer Schmelztasche, fanden die Forscher Spuren von Leben (Bild: 2019 I. Gyollai et al., published by De Gruyter, CC-BY 4.0)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.