Terraforming des Mars: Das Kohlendioxid reicht nicht
Der Atmosphäre des Roten Planeten fehlt nicht nur Sauerstoff komplett, sie ist auch sehr dünn. Statt eines Oberflächendrucks von einem bar auf der Erde erreicht die Marsatmosphäre nur 6 Millibar, also weniger als ein Hunderstel des Erddrucks. Das hat zur Folge, dass Astronauten dort nur mit Druckanzügen arbeiten können. Wäre die Atmosphäre deutlich dichter, würde eine Atemmaske reichen. Wäre die Dichte noch höher, könnte das Kohlendioxid, der Haupt-Bestandteil der Atmosphäre, seine auf der Erde gefürchtete Rolle als Klimagas spielen: Ein Treibhauseffekt könnte entstehen, die Temperaturen würden steigen – und wären irgendwann vielleicht hoch genug, dass das gefroren existierende Wasser wieder flüssig würde.
Anhänger der Besiedelung des Mars wollen diesen, Terra-Forming genannten Prozess beschleunigen, indem sie z. B. mit riesigen Spiegeln das CO2 an den Polen auftauen. Doch es gibt ein Problem: Besitzt der Mars überhaupt genug Kohlendioxid, um auf diese Weise erdähnlich zu werden?
In einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin Nature sagen Forscher nun ganz klar: Nein, die verfügbare Menge reicht bei weitem nicht aus. Die Wissenschaftler haben sich alle Daten der verschiedenen Mars-Sonden angesehen und CO2-Vorräte gesucht. Diese befinden sich unter anderem in den polaren Eiskappen, aber auch chemisch im Mars-Gestein gebunden. Dann haben sie betrachtet, wieviel dieses Gases dem Mars andauernd in den Weltraum entweicht. Demnach hat Mars bereits 50 bis 90 Prozent seines atmosphärischen Kohlenstoffs auf diesem Weg verloren.
Das Fazit ist deshalb negativ: Bestenfalls lässt sich die Mars-Atmosphäre auf 20 Millibar bringen. Dadurch würde die Temperatur um rund 10 Grad steigen. Damit das vorhandene Wasser schmilzt, würden aber 60 Grad Temperaturanstieg (im Mittel) gebraucht. Flüssiges Wasser wäre unter diesen Bedingungen an der Oberfläche selbst dann nicht stabil, wenn die Temperaturen lokal im Sommer auf über 0 Grad Celsius steigen.