Wann können wir sicher sein, die einzige Zivilisation im All zu sein?

Sind wir allein im All? Die meisten Science-Fiction-Autoren würden die Frage mit Nein beantworten. Forscher sind sich da nicht so sicher. SETI-Projekte wie Breakthrough Listen hatten zumindest bisher noch keine eindeutigen Ergebnisse. Aber angenommen, wir suchen und suchen und suchen – und finden trotzdem nichts. Wird es einen  Moment geben, wo wir sagen können, dass wir allein im All sind – um die Suche dann zu beenden?

Ja, meint Claudio  Grimaldi vom Schweizer EPFL. In einem Paper in PNAS hat er ausgerechnet, wann wir mit welcher Wahrscheinlichkeit Signale empfangen müssten, wenn es in einem bestimmten Umkreis um die Erde eine Zivilisation auf ähnlichem Entwicklungsstand gäbe. Die Berechnung beruht darauf, dass sich die Signale mit Lichtgeschwindigkeit kugelförmig von der Quelle ausbreiten und uns erst nach gewisser Zeit erreichen. Falls wir zum Beispiel aus einem Umkreis von 1000 Lichtjahren kein Signal empfangen, besteht nach seinen Berechnungen immer noch eine zehnprozentige Chance, dass es in diesem Bereich eine Zivilisation gibt, wir aber technisch noch nicht in der Lage sind, sie zu hören. Empfangen wir hingegen aus dem 1000-Lichtjahre-Radius wenigstens ein Signal, steckt unsere Milchstraße voller Leben.

Traurig wird es allerdings, wenn es uns nicht gelingen sollte, auch nur ein einziges Signal  aus einem Umkreis von 40.000 Lichtjahren zu messen – dann wären wir sehr wahrscheinlich allein im All.  Bis wir da sicher sein können, wird es aber noch lange dauern, technisch können wir derzeit erst 40 Lichtjahre ins All lauschen. Spätestens in 40.000 Jahren ist dann alles klar und niemand muss diese Frage mehr stellen.

Es sei denn, wir fragen nach Zivilisationen in der Andromeda-Galaxie, denn die Rechnung bezieht sich nur auf die Milchstraße.

Schematische Darstellung von Radioemissionen in der Milchstraße. Der Radius ist proportional zur Zeit der ersten Ausstrahlung, die Dicke entspricht der gesamten Sendezeit
(Bild: Claudio Grimaldi / EPFL)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.