Zu Staub aufgelöst: der erste im Teleskop sichtbare Exoplanet ist nicht mehr

2008 fanden Forscher auf Bildern des Hubble-Weltraumteleskops einen hellen Punkt, der sich um den 25 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern Fomalhaut bewegte. Fomalhaut ist mit 400 Millionen Jahren Alter noch relativ jung. Der Stern, doppelt so schwer wie die Sonne und 17 mal so hell, wird auch von einer Staubscheibe umkreist, die die Forscher als Überbleibsel der Planetenentstehung identifizierten.

Fomalhaut b war damit der erste Exoplanet, der durch direkte, optische Bildgebung nachgewiesen worden war, nicht bloß indirekt durch Sternpassagen oder Bewegungsmuster seines Sterns. 2015 erhielt der ungefähr jupitergroße Planet sogar einen eigenen Namen, Dagon. Allerdings fielen den Astronomen mit der Zeit einige Seltsamkeiten auf. Der Planet erschien zum Beispiel deutlich heller, als er hätte sein sollen. Auch sein Orbit stellte sich als sehr exzentrisch heraus, sollte er doch einen Abstand zwischen 49 und 290 AE besitzen, bei einer Umlaufzeit von 2000 Jahren.

Aber womöglich sind die Forscher einer Fata Morgana auf den Lem gegangen. Fomalhaut b hat es nie gegeben, wie ein Astronomenteam in PNAS schreibt. Tatsächlich hat Hubble nicht mehr und nicht weniger als eine Staubwolke bebachtet, die nach der Kollision zweier Planetenkerne entstanden sein dürfte. Der Zusammenstoß ist wohl schon etwas länger her, vermutlich fand er kurz vor der ersten Beobachtung 2004 statt, aber die Staubwolke löst sich nun langsam auf, sodass Hubble sie schon gar nicht mehr finden kann. Inzwischen haben sich die mikrometergroßen Reste über eine Kugel mit 1 AE Durchmesser verteilt – zu fein für Hubbles Sehkraft.

Die Wolke scheint sich zudem auf einer Fluchtbahn aus dem Fomalhaut-System heraus zu befinden, zu dem die Kollision sicher auch beigetragen hat. Da sich der ehemalige Planet innerhalb der großen Staubscheibe befindet, dürften für die Kollision aus Gestein und Eis bestehende Himmelskörper daraus verantwortlich sein, etwa zwei Planetesimale mit etwa 200 Kilometern Durchmesse. Im Fomalhaut-System, meinen die Forscher, müssten solche Vorgänge normal sein und etwa alle 200.000 Jahre vorkommen.

Kollision zweier Planetesimale im Fomalhaut-System, künstlerishe Darstellung (Bild: ESA, NASA and M. Kornmesser)
Wie Hubble den “Planeten” bei Fomalhaut gesehen hat (Bild: NASA, ESA, A. Gáspár and G. Rieke/University of Arizona)
Den Planeten gab es wohl nie, den sich ein Künstler 2008 bei Fomalhaut vorstellte (Bild: ESA, NASA, and L. Calcada (ESO for STScI))

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.