Den Mars in eine zweite Erde verwandeln – ein simpler Trick

Ein spannendes Verfahren, den Mars in einen fruchtbaren Planeten zu verwandeln, stellen Forscher im Fachmagazin Nature Astronomy vor: Sie wollen unseren Nachbarn mit einer dünnen Schicht aus Silicat-Aerogel überziehen.

Wie soll das funktionieren? Der Rote Planet weist zwei Eigenschaften auf, die die Existenz von Leben auf seiner Oberfläche erschweren. Zum einen ist es dort deutlich zu kalt, zum anderen zerstört die durch die dünne Atmosphäre in höherem Maß als bei der Erde auf den Marsboden treffende kosmische Strahlung. Wollte man erdähnliche Verhältnisse und damit flüssiges Wasser an der Oberfläche erreichen, müsste die mittlere Temperatur um etwa 50 Grad angehoben werden.

Dazu gibt es tatsächlich Pläne; würde man die CO2-Ablagerungen an den Polen und im Boden freisetzen, könnte ein Treibhauseffekt einsetzen, wie er auch für die Klimaerwärmung auf der Erde verantwortlich ist. Auf dem Mars wäre das erwünscht. Es ist aber sehr fraglich, ob die vorhandene CO2-Menge genügt; und dann muss der Planet seine neue, dichtere Atmosphäre auch noch halten können. Es hat ja seinen Grund, dass der Mars sie in den letzten Milliarden Jahren eingebüßt hat.

Die Verfasser des Nature-Astronomy-Papers gehen deshalb einen anderen Weg. Sie wollen den Treibhauseffekt lokal erzeugen, direkt über dem Boden, indem sie ein “Treibhaus” aus Sikicat-Aerogelen “bauen”. Aerogele sind extrem poröse Festkörper; Über 97 Prozent ihres Volumens bestehen aus Poren. Sie sind also zum einen sehr leicht, zum zweiten leiten sie Wärme schlecht und zum dritten sind sie durchsichtig – durchsichtig genug, damit der Boden unter ihnen vom wenigen Sonnenlicht gewärmt und beleuchtet wird (für die Photosynthese wichtig). Gleichzeitig schützt die Schicht vor UV-Strahlung.

Dass das keine Spinnerei ist, haben Robin Wordsworth und seine Kollegen im Labor gezeigt. Eine zwei bis drei Zentimeter dicke Schicht aus Silicat-Aerogel kann demnach die Temperatur des Bodens um 50 Grad anheben. In mittleren Breiten des Mars würde das genügen, den Boden bis in mehrere Meter Tiefe aufzutauen, sodass dort flüssiges Wasser verfügbar wäre. Gleichzeitig werden UV-A- und UV-B-Strahlung geschwächt und UV-C sogar komplett geblockt.

Das erforderliche Material ist relativ einfach und kostengünstig herstellbar. Die Forscher schlagen aber auch vor, das Leben selbst hier mit einzubeziehen. Kieselalgen etwa produzieren amorphe Silicat-Partikel im Nanometerbereich, die vielleicht einen Schutzteppich bilden könnten. Die Idee könnte noch an einer Voraussetzung scheitern: Falls irgendwann aktuelles Mars-Leben gefunden wird, dürfte es problematisch sein, dieses durch Erd-Flora zu ersetzen.

Mögliche Erwärmung unter einer 2,5 cm dicken Silicat-Aerogel-Schicht in der Mars-Region Arabia Terra / Deuteronilus Mensae (40° N, 340° W). Die weiße Linie entspricht dem Schmelzpunkt von Wasser (Bild: Nature Astronomy)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.