In den Wolken der Venus gleiten: NASA studiert zwei Venus-Missionen

Im “NASA Innovative Advanced Concepts”-Programm (NIAC) finanziert die US-Weltraumagentur jedes Jahr interessante Projekte, die womöglich irgendwann Wirklichkeit werden könnten. Projekte in Phase 1 werden dabei für neun Monate auf ihre generelle Machbarkeit untersucht, während Phase-2-Projekte für zwei Jahre Geld bekommen, in denen sie gründlich ausgearbeitet werden sollen. Sie müssen am Ende noch nicht kommerziell umsetzbar sein – den Übergang dahin schafft dann Phase 3.

Aktuell haben es zwei Projekte auf die Liste geschafft, deren Ziel die Venus ist, die höllische kleine Schwester der Erde.

Breeze (Bioinspired Ray for Extreme Environments and Zonal Exploration) nennt sich ein Fluggerät, das aus aufblasbaren Strukturen besteht, die zudem wie Flügel schlagen können. Es soll den Planeten hoch in der Atmosphäre umrunden; alle vier bis sechs Tage einmal, wobei es sich zwei bis drei Tage auf der Tagseite aufhält und auflädt, um dann in die Nacht zu tauchen. Breeze könnte die Oberfläche der Venus vermessen, aber auch die Wolken analysieren und die Strömungen erfassen. Da sich seine Verdrängung anpassen lässt, kann es in verschiedenen Höhen operieren. Als aufblasbares Fluggerät passt es auch in kleinere Zubringersonden. Das Konzept lässt sich zudem auch auf anderen Himmelskörpern nutzen, etwa auf Titan oder auch auf der Erde.

Das zweite Venus-Projekt besitzt keine so eingängige Abkürzung: Power Beaming for Long Life Venus Surface Missions (PBLLVSM?) soll ein Problem von Expeditionen zur Venus-Oberfläche lösen. Die Bedingungen sind dort so ungünstig (450 Grad, 95 Atmosphären, wenig Licht), dass herkömmliche Energiegewinnung über Solarzellen kaum möglich ist. Die Forscher wollen dem Lander deshalb drahtlos Energie zuspielen. Eine Atmosphären-Plattform (etwa ein Ballon oder auch Breeze) würde über den Wolken Energie aus Sonnenlicht gewinnen, dann hinabsinken und an den Lander übertragen und schließlich wieder in der Höhe frische Energie ernten. Auch dieses Projekt befindet sich in Phase 1.

So bekommt der Venus-Lander Energie (Bild: Erik Brandon, NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL))
Breeze segelt über den Wolken der Venus (Bild: NASA / Javid Bayandor, State University of New York, Buffalo)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.