Karstseen auf Titan

Der Saturnmond Titan besitzt zahlreiche Ähnlichkeiten mit der Erde: Er verfügt über eine dichte Atmosphäre, Berge und Wüsten, es regnet, schneit und stürmt, die Niederschläge sammeln sich in Seen und fließen durch Flüsse in Meere. Nur ist es dort mit mnus 180 °C weitaus kälter. Deshalb spielen Methan und Ethan, bei uns gasförmig, dort die Rolle des irdischen Wassers; sie bilden auch Eis, und sogar die Sandkörnchen in der Wüste bestehen aus gefrorenem Methan, gemischt mt Wassereis.

Unsere meisten Erkenntnsse über die Hydrogeologie des Titan stammen von der Cassini-Sonde der NASA und dem Huygens-Lander der ESA. Obwohl Cassini längst im Saturn verglüht ist, liefern ihre Daten immer noch neues Wissen. Bei ihrem letzten Vorbeiflug am Titan am 22. April 2017 hat die Sonde speziell zu den kleinen Seen der westlichen Hemisphäre  interessante Informationen geliefert.

Diese befinden sich offenbar nicht, wo man sie erwarten würde, also in den Tälern, sondern oben auf den Bergen, die wie große Tafelberge wirken. Anscheinend handelt es sich um Strukturen, die den irdischen Karstseen vergleichbar sind. Die Flüssigkeit in den Seen gräbt sich gewissermaßen den Untergrund, der aus Eis besteht, selbst aus, indem es den Untergrund auflöst wie das Wasser auf der Erde das Karstgestein. Zum Baden fährt man auf Titan also auf den Berg, wenn man auf der westlichen Seite wohnt.

Die östliche Seite hingegen, und auch diese Unterteilung ist ungewöhnlich, besteht aus Tiefländern und großen Meeren, auf denen man allerdings wegen der Zähigkeit flüssigen Methans wohl eher nicht surfen gehen kann. Wenn Surfen irgendwo funktioniert, dann auf den kleinen Bergseen, denn diese enthalten vor allem Methan, während die flachen Meere eine Mischung aus Methan und Ethan enthalten, die noch etwas zäher sein dürfte. Manche der Seen erleben auch einen ständigen saisonalen Kreislauf, in dem sie aus Regen geboren werden, um dann wieder zu verschwinden, so wie manche Seen in irdischen Wüstengebieten.

Sonnenlicht spiegelt sich in den nordpolaren Seen des Titan (Infrarot-Aufnahme) (Bild: NASA/JPL-Caltech/Univ. Arizona/Univ. Idaho)

One Comment

  • Hallo Brandon,
    Wieder ein sehr interessanter Beitrag! 🙂 Ich finde Titan ist einer der faszinierensten Orte unseres Sonnensystems. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ein See aus Ethan aussehen soll. Ich hoffe, dass eines Tages ein Rover diesen Mond erkunden kann.
    LG, Tamara

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.