Lebenszeichen aus den Wolken der Venus?

Unser heißer Schwesterplanet Venus besitzt auf seiner Oberfläche kaum das Potenzial für Leben – dafür sind Druck und Temperatur viel zu hoch.  In “Clouds of Venus” macht ein NASA-Team trotzdem eine interessante Entdeckung. Daran musste ich denken, als ich eine neue Pressemitteilung der Universität Cardiff las. Die Astronomin Jane Greaves und ihre Kollegen haben über mehrere Jahre lang die Atmosphäre der Venus analysiert und sind dabei auf einen interessanten Stoff gestoßen: Monophosphan (ältere, aber chemisch inkorrekte Sammelbezeichnung: Phosphin).

Auf der Erde ist Monophosphan, eine Verbindung aus Phosphor und Wasserstoff (PH3), ein Gas, das vorwiegend durch anaerobe biologische Quellen erzeugt wird. Die Bedingungen an der Oberfläche der Venus sind zwar lebensfeindlich, aber in der oberen Wolkendecke – etwa 53 bis 62 Kilometer über der Oberfläche – sind die Verhältnisse gemäßigt. Die Zusammensetzung der Wolken ist jedoch stark sauer, und unter solchen Bedingungen würde Monophosphan sehr schnell zerstört werden.

Trotzdem fanden die Forscher eine spektrale Signatur, die einzigartig für Monophosphan ist, und ermittelten daraus eine Häufigkeit von 20 Teilen pro Milliarde in den Wolken der Venus. Das Gas muss also aus irgendeiner Quelle kontinuierlich nachgeliefert werden. Die Autoren des Papers untersuchten denn auch verschiedene Möglichkeiten, wie das Monophosphan entstehen könnte, etwa durch Quellen auf der Oberfläche des Planeten, Einschläge von Mikrometeoriten, Blitze oder chemische Prozesse, die in den Wolken ablaufen. Letztendlich war das Team jedoch nicht in der Lage, die Quelle der Spuren eindeutig zu bestimmen. Keiner der bekannten chemischen Prozesse genügt jedenfalls, um ausreichende Mengen Monophosphan entstehen zu lassen.

Die Autoren argumentieren vorsichtig, dass der Ausschluss bekannter chemischer Prozesse natürlich kein robuster Beweis für mikrobielles Leben sei und nur auf potenziell unbekannte geologische oder chemische Prozesse hinweise, die auf der Venus stattfinden könnten. Weitere Beobachtungen und Modellierungen wären erforderlich, um den Ursprung des Monophosphans in der Venusatmosphäre zu erforschen. Gleichzeitig zeigen sie in ihrem Paper aber auch Wege auf, wie Leben in den Wolken der Venus das Gas produzieren könnte.

Links farbkodiert die Stärke des empfangenen Signals über die Venusoberfläche. Die rechte Darstellung zeigt, aus welcher Höhe des Signal kommt. Die Kurve hat ihren Peak bei 56 Kilometern über der Venus-Oberfläche (Bild: Nature / Universität Cardiff)

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BrandonQMorris
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  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.