Neue Karte des Titan: Karst-Seen und unterirdisch verbundene Meere

Der Saturnmond Titan verbirgt sein Antlitz gern mit dichten Wolkenschichten. Selbst nach dem Besuch der Raumsonde Cassini sind nur neun Prozent seiner Oberfläche im hoher Auflösung und 25 bis 30 Prozent in niedriger Auflösung vermessen. Forscher haben nun trotzdem eine topografische Karte des ganzes Mondes anfertigen können – indem sie Daten unbekannter Bereiche aus den bekannten Daten ableiteten. Das komplette Ergebnis steht anderen Forschern zur Nutzung zur Verfügung. Im Datenmaterial finden sich zum Beispiel einige neue Berge (maximal 700 Meter hoch) sowie das Ergebnis, dass Titan an den Polen deutlich stärker abgeplattet ist als bisher vermutet.

Die ersten Forscher nutzten die Datenbasis auch bereits und konnten daraus drei spannende Erkenntnisse gewinnen:

  1. Die drei großen Seen des Titan haben ihren Wasserspiegel auf 40 Zentimeter genau (das ist die Messgrenze) in der selben Höhe – es gibt also auf Titan wie auf der Erde einen allgemeinen Meeresspiegel. Das heißt, es muss entweder unterirdische oder oberirdische Verbindungen zwischen allen Seen geben.
  2. Die meisten Methanseen scheinen unterirdisch miteinander verbunden zu sein. Die Forscher verglichen die höhen von ausgetrockneten Seen mit der Höhe von methangefüllten Seen. Keiner der ausgetrockneten Seen innerhalb desselben Einflussgebiets lag unterhalb – weil sie sich sonst längst wieder gefüllt hätten. Es muss also noch weitere Vorräte von Kohlenwasserstoffen unter der Titan-Oberfläche geben.
  3. Das dritte Ergebnis ist besonders mysteriös: Die Forscher fanden Täler, die so aussehen, als wären sie von einer Ausstechform in die Oberfläche gepresst worden. Die meisten dieser Täler sind flüssigkeitsgefüllt und rundum von Bergen umgeben. Wahrscheinlich entstehen sie so ähnlich wie Karstseen auf der Erde: Material wird aus dem Untergrund ausgeschwemmt, bis das Material darüber zusammenbricht und nur noch Löcher übrig bleiben. Aif der Erde sind solche Karstformationen aber nicht von hunderte Meter hohen Bergzügen umgeben.
Polar- und Zylinderprojektion der Topografie des Saturnmondes Titan. Die größten Höhenunterschiede liegen bei 2000 Metern. Typische Höhenunterschiede betragen um die 200 Meter. (Bild: NASA/JPL-Caltech/ASI/Cornell)

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BrandonQMorris
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  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.