Very Large Telescope nimmt Alpha-Centauri-System unter die Lupe

Das unserer Sonne am nächsten gelegene Sternsystem (4,37 Lichtjahre entfernt) besteht aus zwei sonnenähnlichen Sternen (Alpha Centauri A und B) und dem Roten Zwerg Proxima Centauri. Dass um Proxima Centauri ein Gesteinsplanet kreist, wissen die Astronomen bereits. Aber wie sieht es bei dem Binär Alpha Centauri aus? Das soll ein neues, von der Initiative “Breakthrough Watch” und der Europäischen Südsternwarte (ESO) entwickeltes Instrument namens NEAR herausfinden.

NEAR (Near Earths in the AlphaCen Region) ist vor allem ein sogenannter thermischer Infrarot-Koronograf. Das Instrument blockiert den größten Teil des vom Zielstern empfangenen Lichts und ist gleichzeitig dafür optimiert, nicht das von einem eventuellen Planeten reflektierte Sternenlicht zu messen, sondern die von dem Planeten ausgehende thermische Strahlung (Wärme). So kann NEAR auch feststellen, ob an der Oberfläche des Planeten flüssiges Wasser existieren könnte – und der Planet also in der habitablen Zone liegt.

Der Koronagraf ist seit dem 23. Mai am Very Large Telescope (VLT) der ESO in Betrieb und suchte bis zum 11. Juni nach direkten Beweisen für die Existenz von Supererden um Alpha Centauri A und B. Das Instrument ist empfindlich genug, um Planeten mit mindestens der doppelten Größe der Erde auszumachen. Die Auflösung eines derartigen Himmelskörpers Planeten in unmittelbarer Umgebung seines Sterns, der sich in mehreren Lichtjahren Entfernung befindet, vergleicht die ESO mit der Beobachtung einer Motte, die eine Straßenlaterne in Dutzenden von Kilometern Entfernung umkreist. “NEAR ist das erste und (derzeit) einzige Projekt, das einen bewohnbaren Exoplaneten direkt abbilden könnte. Es ist ein wichtiger Meilenstein. Wir hoffen, dass ein großer bewohnbarer Planet Alpha Cen A oder B umkreist”, kommentiert Olivier Guyon, leitender Wissenschaftler bei Breakthrough Watch.

Die Dsten aus der Beobachtung werden anschließend der Öffentlichkeit im ESO-Archiv unter der Programm-ID 2102.C-5011 zur Verfügung gestellt, ebenso wie die Werkzeuge, um damit umzugehen.

Die Abbildung zeigt eine künstlerische Darstellung des Planeten Proxima b im Orbit um den roten Zwergstern Proxima Centauri (Bild: ESO/M. Kornmesser)
Das VLT der ESO in Chile (Bild: A. Ghizzi Panizza/ESO)
Dieses Bild zeigt NEAR am Hauptteleskop 4 des VLT montiert, wobei das Teleskop weit heruntergeneigt ist (Bild:
ESO/ NEAR Collaboration)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.