Warum der linke Schulterstern des Orion verblasst

Beteigeuze ist ein Roter Überriese. Mit 1000-fachem Durchmesser der Sonne und – ehemals – 10.000-facher Leuchtkraft beeindruckt er die ganze Milchstraße, aber nun hat es der Stern sogar in die Tagesthemen der ARD geschafft. Warum? Weil alle auf eine Katastrophe hoffen. Wenn ein derart großer Stern in kurzer Zeit auf 36 Prozent seiner früheren Leuchtkraft verblasst, liegt es nahe, ihm ein baldiges Ende in einer Supernova vorherzusagen. Das wäre sicher spektakulär, würde es den irdischen Nachthimmel doch mit der Helligkeit eines Halbmondes zieren.

Aber wahrscheinlich ist die Hoffnung, dieses Feuerwerk noch zu unser aller Lebzeiten präsentiert zu bekommen, deutlich verfrüht. Astronomen der Europäischen Südsternwarte zeigen zwar mit Hilfe des Very Large Telescope, dass Beteigeuze wirklich seine Form und seine Helligkeit verändert hat (siehe Bilder unten). Aber das könnte ganz einfach daran liegen, dass eine von dem über 700 Lichtjahre entfernten Stern ausgestoßene, riesige Staubwolke die Sicht auf ihn behindert. Ebenso wäre es immer noch möglich, dass sich die Oberfläche aufgrund einer außergewöhnlichen Sternaktivität deutlich abgekühlt hat.

Dieser Vergleich zeigt den Stern Beteigeuze vor und nach seiner beispiellosen Verdunkelung. Die Beobachtungen, die mit dem Instrument SPHERE am Very Large Telescope der ESO im Januar und Dezember 2019 gemacht wurden, zeigen, wie sehr der Stern verblasst ist und wie sich seine scheinbare Form verändert hat. (Bild:
ESO/M. Montargès et al.)
Diese Aufnahme, die mit dem Instrument VISIR am Very Large Telescope der ESO gemacht wurde, zeigt das Infrarotlicht, das im Dezember 2019 vom Staub in der Umgebung von Beteigeuze emittiert wurde. Die Staubwolken, die in diesem spektakulären Bild Flammen ähneln, entstehen, wenn der Stern sein Material wieder ins All zurückschleudert. Die schwarze Scheibe verdeckt das Zentrum des Sterns und einen Großteil seiner Umgebung. Diese sind sehr hell und müssen maskiert werden, um die schwächeren Staubwolken sichtbar zu machen. Der orangefarbene Punkt in der Mitte ist das SPHERE-Bild der Oberfläche von Beteigeuze, die eine Größe ähnlich der des Jupiter-Orbits hat. (Bild: ESO/P. Kervella/M. Montargès et al., Acknowledgement: Eric Pantin)
Die künstlerische Darstellung zeigt den Überriesen Beteigeuze, wie er dank verschiedener hochmoderner Techniken am Very Large Telescope der ESO sichtbar gemacht wurde. Zwei unabhängige Teams von Astronomen konnten so die schärfsten Ansichten des Überriesen Beteigeuze erhalten, die es je gab. Sie zeigen, dass der Stern eine riesige Gasfahne hat, die fast so groß ist wie unser Sonnensystem. Eine weitere gigantische Blase kocht auf seiner Oberfläche. Diese Entdeckungen liefern wichtige Hinweise darauf, wie diese Giganten Material mit einer so enormen Geschwindigkeit abwerfen. Die Skala in Einheiten des Radius von Beteigeuze sowie ein Vergleich mit dem Sonnensystem werden ebenfalls angegeben. (Bild: ESO/L. Calçada)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.