NASA will Triton, Io und die Venus besuchen

Die NASA hat vier neue Forschungsmissionen vorgestellt, die im Rahmen des Discovery-Programms auf Reisen gehen könnten – wenn sich denn ihre Machbarkeit bestätigt. Besuchen will man gleich drei Schauplätze, die Sie schon aus meinen Büchern kennen: Venus (gleich zweimal), Io und Triton. Von den derzeit vier Vorschlägen werden allerdings maximal zwei realisiert.

Die Missionen im Einzelnen:

DAVINCI+ (Deep Atmosphere Venus Investigation of Noble gases, Chemistry, and Imaging Plus)

DAVINCI + wird die Atmosphäre der Venus analysieren, um zu verstehen, wie sie sich gebildet und entwickelt hat und ob die Venus jemals einen Ozean besaß. DAVINCI + taucht dabei in die unwirtliche Atmosphäre der Venus ein, um ihre Zusammensetzung bis an die Oberfläche genau zu messen. Die Instrumente sind in einer speziell gebauten Abstiegskugel eingekapselt, um sie vor der intensiven Umgebung der Venus zu schützen. Das „+“ in DAVINCI + bezieht sich auf die Bildgebungskomponente der Mission, zu der Kameras auf der Abstiegskugel und ein Orbiter gehören, die für die Kartierung des Oberflächengesteinstyps ausgelegt sind. Die letzte NASA-Mission zur Venus fand 1978 statt.

Io Volcano Observer (IVO)

IVO soll Jupiters Vulkan-Mond Io erforschen, um zu erfahren, wie Gezeitenkräfte Planetenkörper formen. Io wird durch den ständigen Druck der Schwerkraft des Jupiter erwärmt und ist der vulkanisch aktivste Körper im Sonnensystem. Über die spezifischen Eigenschaften von Io ist jedoch noch wenig bekannt, z. B. ob in seinem Inneren ein Magma-Ozean existiert. Mit Hilfe von sehr nahen Vorbeiflügen würde IVO bewerten, wie Magma auf Io erzeugt und von den Vulkanen ausgespien wird. Die Ergebnisse der Mission könnten unser Verständnis der Entstehung und Entwicklung von felsigen Erdkörpern sowie eisigen Ozeanwelten in unserem Sonnensystem und extrasolaren Planeten im gesamten Universum revolutionieren.

TRIDENT

Trident soll Triton, einen einzigartigen und hochaktiven eisigen Mond von Neptun, erkunden, um mögliche Entwicklungen bewohnbarer Welten in enormen Entfernungen von der Sonne zu verstehen. Die Voyager 2-Mission der NASA hat gezeigt, dass Triton eine aktive Oberflächenerneuerung aufweist, die die zweitjüngste Oberfläche im Sonnensystem erzeugt, bei der zudem Geysire für eine Atmosphäre sorgen könnten. In Verbindung mit einer Ionosphäre, die organischen Schnee und das Potenzial für einen inneren Ozean erzeugen kann, ist Triton ein aufregendes Explorationsziel. Mit einem einzigen Vorbeiflug (wie bei New Horizons Mission zu Pluto) könnte Trident Triton kartieren, aktive Prozesse charakterisieren und bestimmen, ob der vorhergesagte unterirdische Ozean existiert.

VERITAS (Venus Emissivity, Radio Science, InSAR, Topography, and Spectroscopy)

VERITAS soll die Oberfläche der Venus kartieren, um die geologische Geschichte des Planeten zu bestimmen und zu verstehen, warum sich die Venus so anders entwickelte als die Erde. VERITAS umkreist die Venus mit einem Radar mit synthetischer Apertur und zeichnet Oberflächenhöhen über fast den gesamten Planeten auf, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Topographie zu erstellen und zu bestätigen, ob Prozesse wie Plattentektonik und Vulkanismus auf der Venus noch aktiv sind. VERITAS würde auch Infrarotemissionen von der Oberfläche abbilden, um etwas über die Geologie der Venus zu erfahren, die weitgehend unbekannt ist.

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.