Wer beobachtet uns denn da?

Irdische Astronomen sind fleißig dabei, ferne Sternsysteme nach Planeten zu durchmustern. Nun gibt es dabei eine Einschränkung: Mit der beliebten Transit-Methode können wir überhaupt nur dann Planeten erkennen, wenn sich diese aus unserem Blickwinkel zumindest kurz vor ihren Stern schieben und dessem Helligkeit dabei verändern. Das schränkt natürlich die Auswahl ganz schön ein, es ist ja ein großer Zufall, wenn die Orbitalebene eines Exoplaneten ungefähr parallel zu unserer Blickrichtung auf den Stern ist.

Nun kann man natürlich auch anders fragen. Angenommen, Außerirdische suchten wie wir nach anderen Planeten, die Leben beherbergen. Wo müssten sie denn wohnen, damit sie die Erde entdecken können? Diese Frage haben sich schon vor einiger Zeit mal Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystem-Forschung in Garching gestellt. Sie fanden unter den damals über 3600 bekannten Exoplaneten nur neun mit direktem Blick auf die Erde.

Lisa Kaltenegger vom College of Arts and Sciences und Direktorin des Carl Sagan Institute in Cornell und Joshua Pepper von der Lehigh University, haben diese Frage nun auf Sterne bezogen. Sie habem 1.004 Hauptreihensterne (ähnlich unserer Sonne) identifiziert, die erdähnliche Planeten in ihren eigenen bewohnbaren Zonen enthalten könnten – alle im Umkreis von etwa 300 Lichtjahren von der Erde entfernt – und die in der Lage sein sollten, die chemischen Spuren von Leben auf der Erde nachzuweisen.

Das Paper “Welche Sterne können die Erde als transitierenden Exoplaneten sehen?” wurde am 21. Oktober in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht. “Wenn Beobachter dort draußen auf der Suche wären, könnten sie in der Atmosphäre unseres blassblauen Punkts Anzeichen einer Biosphäre erkennen”, sagte Kaltenegger, “und wir können sogar einige der hellsten dieser Sterne an unserem Nachthimmel ohne Fernglas oder Teleskop sehen”.

Pepper und Kaltenegger erstellten die Liste der tausend nächstgelegenen Sterne mit Hilfe des Sternkatalogs des Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA. “Nur ein sehr kleiner Bruchteil der Exoplaneten wird zufällig auf unsere Sichtlinie ausgerichtet sein, sodass wir ihren Transit sehen können. sagt Pepper. “Aber all die tausend Sterne, die wir in der solaren Nachbarschaft identifiziert haben, könnten sehen, wie unsere Erde sich vor die Sonne bewegt und damit ihre Aufmerksamkeit erregt”.

Exoplanet (künstlerische Darstellung, Bild: ESO / M. Kornmesser)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.