Die jüngsten Planeten der Milchstraße: Drillinge um Baby-Stern entdeckt

HD 163296 ist ein nicht besonders spektakulärer Stern, der 330 Lichtjahre von der Erde entfernt im All seine Bahnen zieht. Er ist ungefähr so schwer wie zwei Sonnen und gehört zur Klasse der Herbig-Ae/Be-Sterne. Dabei handelt es sich um sehr junge Sterne (4 Millionen Jahre gibt man HD 163296), die erst noch auf dem Weg in die Hauptreihe sind. Die Wasserstofffusion in ihrem Inneren hat noch ncht gezündet. Stattdessen kommt die abgestrahlte Energie aus ihrer Kontraktion.

Ende 2016 hatte das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) rund um HD 163296 eine ausgeprägte protoplanetare Scheibe gefunden und untersucht, in der es zwei Ausdünnungen gibt. Solche Ausdünnungen können von gerade entstehenden Planeten hervorgerufen werden, die den Bereich langsam freiräumen, aber sie können auch andere Ursachen haben, die in der Dynamik solcher Scheiben liegen.

Jetzt ist klar, dass um HD 163296 tatsächlich Baby-Planeten kreisen – und sogar drei davon. Zwei Forscherteams haben das unabhängig voneinander mit ALMA-Daten ermittelt. Statt auf die protoplanetare Scheibe haben sie sich auf den Gasfluss in ihrem Inneren konzentriert. Kohlenmonoxid breitet sich langsam über die Scheibe aus; auf seine Bewegung haben eventuelle Planeten Einfluss. Findet man solche Einflüsse, und bei der Suche kann ALMA mit sehr genauen Messungen helfen, kann man daraus auf die Existenz von Planeten schließen.

Bei den drei Planeten, die 100, 165 und 260 Astronomische Einheiten (AE, die Entfernung von der Erde zur Sonne) von ihrem Stern entfernt um ihn kreisen, handelt es offenbar um Gasriesen. Der äußerste Planet hat etwa die doppelte Jupitermasse, die beiden inneren sind 1,3 mal bzw. genauso schwer wie Jupiter. Ein vierter Planet (mit 0,6 Jupitermassen) könnte sich, das verraten die Daten, noch in 65 AE Entfernung vom Stern befinden – oder es handelt sich um eine Störung mit anderer Ursache.

Mit unserem Sonnensystem ist das noch in Entstehung befindliche System um HD 163296 kaum zu vergleichen. Die Heliosphäre, in der der Sonnenwind im Gegensatz zum interstellaren Raum bestimmend ist, hat nur etwa 150 AE Durchmesser; der am weitesten von der Sonne entfernte Planet Neptun hat 30 AE Abstand, Pluto entfernt sich auf bis zu 50 AE. Ob ein Gasplanet überhaupt so weit außen in der protoplanetaren Scheibe entstehen kann, sprechen die Forscher nur kurz an. Eventuell ist das Exemplar auch von innen nach außen gewandert.

Teil eines ALMA-Datensatzes, in dem die Forscher den äußersten Planeten ausgemacht haben (Bild: ESO, ALMA (ESO/NAOJ/NRAO); Pinte et al.)
Protoplanetare Scheibe um HD 163296 (Bild: ESO, ALMA (ESO/NAOJ/NRAO); A. Isella; B. Saxton (NRAO/AUI/NSF))

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.