Ganz in der Nähe: Supererde umkreist Barnards Stern

Der der Sonne nächstgelegene Einzelstern wird offenbar von einem Gesteinsplaneten umkreist. Das haben Astronomen mithilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode herausgefunden. Sie beruht darauf, dass Stern und Planet sich gegenseitig beeinflussen. Bei jedem Umlauf des Planeten um den Stern bewegt sich auch der Stern ein wenig, und zwar zur Erde hin und von ihr weg. Dadurch kommt es zu einer Rot- bzw. Blauverschiebung seines Lichts, die sich messen lässt.

Allerdings ist der Effekt sehr klein, deshalb muss man sehr lange und sehr genau hinsehen. Im  Fall von Barnards Stern beruht die in Nature veröffentlichte Entdeckung auf Daten, die über zwanzig Jahre Messzeit an sieben verschiedenen Instrumenten gesammelt wurden. Sie zeigen, dass der Planet, der den  Roten Zwerg im Zentrum umkreist, mindestens 3,2 Mal so schwer wie die Erde sein muss. Seine Umlaufzeit liegt bei 233 Tagen. Das entspricht etwa der Umlaufperiode unserer Venus.

Allerdings strahlt der Mutterstern des bisher noch namenlosen  Planeten weitaus weniger Energie ab als unsere Sonne. Der Planet empfängt deshalb nur ein Fünfzigstel der Energie, die die Erde von der Sonne auffängt. An seiner Oberfläche, schätzen die Forscher, könnte es bis zu -170 Grad Celsius kalt sein. Interessant ist der Planet also nicht wegen seiner möglichen Bewohner. Aber er  befindet sich nah an der Schneelinie seines Systems – der Grenze,  an  der Material  aus der protoplanetaren Wolke auskristallisieren und Planeten bilden kann.

Somit liefert der Planet interessante Daten zur Theorie der Planetenentstehung, zumal er sich mit sechs Lichtjahren Entfernung auch noch sehr nah an der Erde befindet. Noch näher liegt nur das Dreifach-System aus Alpha (Binärstern) und Proxima Centauri. Die nächste Generation erdgebundener Teleskope, die in den 2020er-Jahren in Betrieb geht, sollte den Planeten deshalb direkt einfangen und einen Blick in seine Atmosphäre ermöglichen können.

Der Rote Zwerg, den der Planet umkreist, heißt wegen seiner schnellen Eigenbewegung auch Barnards Pfeilstern. Er bewegt sich derzeit auf das Sonnensystem zu; im Jahr 11800 wird er sich auf bis zu  3,8 Lichtjahre genähert haben. Man nahm schon früher einmal an, dass er von einem oder zwei Planeten in Jupitergröße umkreist würde (das machte ihn zum Handlungselement in der SF-Serie Monbasis Alpha 1), doch diese  Messung stellte sich später als fehlerbehaftet heraus.

Position von Barnards Stern im Vergleich zur Sonne (Bild: IEEC/Science-Wave – Guillem Ramisa)
Künstlerische Darstellung des Planeten (Bild: IEEC/Science-Wave – Guillem Ramisa)
Künstlerische Darstellung der Planetenoberfläche (Bild: ESO – M. Kornmesser)

 

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.