Gigantische Muster in den Wolken der Venus – und wie sie entstehen

Die Venus wird gern die “heiße Schwester der Erde” genannt. Schwester, weil sie unserem Mutterplaneten in Größe und Gestalt ähnelt. Aber ihre Atmosphäre ist von extremem Druck und hohen Temperaturen geprägt. Am Boden kann es bis zu 460 °C heiß werden. Der Planet braucht 243 Erdtage für eine Umdrehung, während die Erde einen Tag braucht, aber die Erde nimmt ihre Lufthülledabei immer brav mit. Auf der Venus hingegen braust in 60 Kilometern Höhe ein 360 km/h schneller Ostwind, der den Planeten in nur vier Tagen komplett umkreist (“atomsphärische Superrotation” nennt man das).

Eine Folge dieser Bedingungen sind gigantische Muster, die japanische Forscher jetzt in einem Paper beschreiben und erklären (als hätten sie auf mein neues Buch “Clouds of Venus” gewartet …). Fotografiert wurden sie von der japanischen Venussonde Akatsuki (“Morgendämmerung”), die seit 2015 mit 5 Jahren Verspätung die Venus umkreist (sie hatte wegen eines Triebwerksfehlers zunächst einige Extra-Sonnenorbits eingelegt).

Ihre Infrarot-Kamera fand unter anderem riesige, symmetrische Streifen über der nördllichen und der südlichen Halbkugel. Sie sind hunderte Kilometer breit und bis zu 10.000 Kilometer lang. Auf der Erde gibt es keine vergleichbaren Wolkenmuster. Mit Hilfe einer AFES genannten Simulation haben die Forscher die Ursachen der Muster  ermittelt. Sie entstehen, wenn schnelle polare Strömungen auf stabile Zonen um den Äquator treffen. In den Streifen selbst richten sich die Strömungen dann nach unten, Richtung Oberfläche, und erzeugen so die Streifenmuster, weil sie die unteren Wolkenschichten ausdünnen.

Die Astronauten in “Clouds of Venus” werden sich also vorsehen müssen, nicht in diese Bereiche zu geraten, sonst ist es schade um ihr schönes Airship 🙂

Die Aufnahmen von Akatsuki und die Simulation im Vergleich (Bild: Nature Communications)
Wie die Streifenmuster entstehen (Bild: Kobe University)
Radarbild der Oberfläche der Venus (Bild: E. De Jong et al. (JPL), MIPL, Magellan Team, NASA)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.