50.000 Sonnenmassen – und dieses Schwarze Loch gilt doch nur als Mittelklasse

Schon lange forschen Astronomen nach Schwarzen Löchern der Mittelklasse. Man kennt die Riesen, die in den Zentren der Galaxien ruhen, und man kennt die Schwarzen Löcher mit Sternenmasse, die das Ergebnis einer Supernova sind. Aber wenn kleine Schwarze Löcher, wie man es sich vorstellt, allmählich zu Riesen heranwachsen, dann muss es auch irgendwo Übergangsstadien geben. Nur sind diese Mittelklasse-Löcher einfach nicht zu finden.

Das Weltraumteleskop Hubble hat nun ein paar wichtige Beweise geliefert, dass solche Schwarzen Löcher tatsächlich existieren. Schon 2006 haben nämlich die Röntgenteleskope Chandra und XMM-Newton Strahlungsausbrüche im Röntgenbereich aufgefangen, die als Röntgenquelle 3XMM J215022.4−055108 verzeichnet wurden. Forscher vermuteten, dass sie entstanden sein könnten, als ein Stern von einem kompakten, schweren Objekt zerrissen wurde – etwa einem Schwarzen Loch. Interessanterweise kamen die Röntgenstrahlen nicht aus dem Kern unserer Galaxie, was den Forschern Hoffnung machte, ein mittelschweres Schwarzes Loch gefunden zu haben.

Doch zuerst mussten sie eine alternative Erklärung ausschließen – etwa einen Neutronenstern, der sich gerade abkühlte. Dazu richteten sie das Hubble-Teleskop auf die Quelle. Was sie fanden, war nicht ganz, was sie erwartet hatten: 3XMM J215022.4−055108 befindet sich nämlich gar nicht in der Milchstraße, sondern in einem dichten Sternhaufen, der zu den Außenbereichen einer anderen Galaxie gehört. Genau das spricht aber für ein mittelschweres Schwarzes Loch: Man erwartet solche Gebilde im Kern von Zwerggalaxien. Der dichte Sternhaufen könnte der Überrest einer solchen Zwerggalaxie sein, der beim Zusammenstoß mit der größeren Galaxie die meisten Sterne verlorengingen. Das Schwarze Loch müsste dann etwa 50.000 Sonnenmassen schwer sein, wie die Astronomen in einem Paper schreiben.

3XMM J215022.4−055108 ist im Bild mit einem weißen Kreis markiert (Bild: Hubble)
Schwarzes Loch in einem Sternhaufen, künstlerishe Darstellung (Bild: NASA/ESA and G. Bacon (STScI))
Ein Schwarzes Loch vertilgt einen Stern. Künstlerische Darstellung. (Bild: ESA/Hubble, M. Kornmesser)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.