Geisterfahrer kommt aus anderem Sonnensystem

Vor über einem Jahr machte unter Astronomen der Asteroid 2015 BZ509 Schlagzeilen, weil er als Geisterfahrer um unsere Sonne kreist – der Bewegungsrichtung aller Planeten und der meisten anderen Objekte entgegen. Dazu hat dieser Asteroid eine besonders clevere Bahn gewählt, eine Trisectrix, die offenbar über lange Zeit stabil ist.

Vor einem Jahr hieß es dann noch: “Woher 2015 BZ509 kommt, weiß man nicht genau. Es könnte sich um einen ehemaligen Kometen handeln, der allerdings nicht aktiv ist.” Das hat zwei Astronomen nicht genügt. Die Forscher haben die Bewegung des Asteroiden über sehr lange Zeit simuliert, nämlich über die komplette Existenz des Sonnensystems.

In einem Paper beschreiben sie jetzt ihre überraschende Erkenntnis: 2015 BZ509 kann gar nicht innerhalb des Sonnensystems entstanden sein, weil er sich nie in der üblichen Richtung bewegt hat. Der Asteroid muss also in grauer Vergangenheit zugewandert sein. Anders als ‘Omuamua, der nur als Besucher durchgezogen ist, hat sich 2015 BZ509 demnach als Migrant bei uns angesiedelt. Damals, kurz nach der Entstehung des Sonnensystems, war die Wahrscheinlichkeit für eine derartige Zuwanderung noch größer als heute, da sich weitere junge Sterne in direkter Umgebung befanden.

Aufnahme von 2015 BZ509 im Large Binocular Telescope Observatory (LBTO). Es handelt sich um ein Negativbild, helle Sterne und der Asteroid (mit gelber Markierung) erscheinen schwarz (Bild:
C. Veillet / Large Binocular Telescope Observatory)

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BrandonQMorris
  • BrandonQMorris
  • Brandon Q. Morris, 54, ist Physiker und beschäftigt sich beruflich und privat schon lange mit den spannenden Phänomenen des Alls. So ist er für den redaktionellen Teil eines Weltraum-Magazins verantwortlich und hat mehrere populärwissenschaftliche Bücher über Weltraum-Themen geschrieben. Er wäre gern Astronaut geworden, musste aber aus verschiedenen Gründen auf der Erde bleiben. Ihn fasziniert besonders das „was wäre, wenn“. Sein Ehrgeiz ist es deshalb, spannende Science-Fiction-Geschichten zu erzählen, die genau so passieren könnten – und vielleicht auch irgendwann Realität werden.